Kunst & Kultur

Homestory: Cornelius Obonya über Wohnen, Wände und Wunderstücke

Wenn man Cornelius Obonya besucht, landet man nicht in einem anonymen Hochglanzloft, das mehr nach „möbliertes Airbnb“ als nach Zuhause aussieht. Nein – hier atmet jeder Raum Geschichte. Geschichte, wie sie nur einer erzählen kann, der auf Österreichs größter Bühne als Jedermann stand.

Von Lisi Brandlmaier

Obonya, der aus einer Schauspielerdynastie stammt (Paula Wessely, Attila Hörbiger, Elisabeth Orth – die Ahnenreihe liest sich wie das „Who is Who“ des österreichischen Theaters), lebt heute wieder in seinem Elternhaus in Wien. Und hier steht nichts zufällig: Möbel, Bilder, Fundstücke – alles ist da, weil es eine Geschichte hat.

Und die erste Geschichte, die Obonya im Design-Talk erzählt, dreht sich um ein Sofa. Genauer gesagt um das Sofa. Ein Ligne-Roset-Sofa, von dem er eigentlich dachte, dass er es nie haben würde – bis ein Ausverkaufsschild und eine durchgesessene Familiencouch (samt jahrelanger Kinderturnstunden des einzigen Sohns Attila Ruben) gemeinsam beschlossen: „Es ist Zeit.“

„Wir haben ja lange IKEA geliebt“, sagt Obonya, „und manches dort hält ewig. Aber irgendwann merkst du: Hier sitzt keiner mehr, ohne Rückenschmerzen zu bekommen.“ Der Rest ist Möbelgeschichte – und steht jetzt im Wohnzimmer.

Wohnzimmer ist Lebensraum

Für Obonya ist das Wohnzimmer Herzstück und Textlernzone (mit einer Auf- und-Abgeh-Route, die laut seiner Frau schon fast einen Trampelpfad in den Küchenboden gefräst hat). „Ich kann nur in Bewegung lernen“, sagt er. „Gemütlich auf dem Sofa sitzen und Text behalten? Unmöglich. Das Sofa ist zum Entspannen da – nicht zum Arbeiten.“

Das Arbeitszimmer dagegen ist strenger organisiert. „Da liegen Stifte, wo sie liegen müssen. Ich werde irre, wenn jemand meinen Schreibtisch umräumt.“ Ordnung am Tisch, Chaos im Kopf – und umgekehrt. Im Privaten darf es nämlich schon einmal wuseln, „bis der Moment kommt, wo man sagt: Wir müssen wieder klar Schiff machen.“

Und genau hier, im Wohnzimmer, fühle ich mich am meisten zu Hause“, betont Obonya. „Es ist der Raum, in dem wir leben, reden, lachen, manchmal arbeiten – und in dem ich spüre: Das ist unser Ort.“ Dieses Gefühl sei für ihn „enorm wichtig“, gerade als Schauspieler, der ständig in fremden Kulissen steht. „Wenn ich heimkomme, muss ich wissen: Hier bin ich nicht in einer Rolle.“

Design ohne Dogma

Trends? Egal. Preise? Nebensache. Alles, was in diesem Haus steht, hat einen persönlichen Bezug.

„Ich würde nie etwas kaufen, nur weil es gerade ‚in‘ ist“, so Obonya. „Entweder es hat eine Geschichte, oder es bleibt im Laden.“ Das kann eine Flohmarkt-Sonnenbrille in Italien sein oder ein Poster aus einem Museumsshop – aber bitte nur vom Originalort, an dem das Kunstwerk hängt. „Kunst muss nicht teuer sein, sondern Sinn haben.“

Dass er eine Schwäche für bedeutungsvolle Wanddekoration schon als Teenager hatte, zeigt eine legendäre Internatsgeschichte: Als im katholischen Knabeninternat alle freizügigen Bilder verboten wurden, brachte seine Mutter – Schauspielerin Elisabeth Orth – ihm trotzig eine riesige nackte antike Karyatide aus dem Ephesos-Museum mit. „Die hing dann über meinem Bett. Die Priester haben den Witz wohl nicht verstanden, aber ich war glücklich“, erzählt Obonya und grinst.

Farbe bekennen – oder auch nicht

Auf der Bühne kann er jede Wandfarbe mögen – auch wenn er sie privat nie wählen würde. „Wenn ich im rosa Bühnenbild stehe, muss ich am Ende Rosa mögen. Sonst bin ich nicht in der Rolle.“

Zu Hause gibt es allerdings ein klares No-Go: „Rosa an der Wand. Niemals.“

Holzboden? Ja, bitte. Beton? Auch. Leder? Nur, wenn es nicht zum Brett mutiert wie das Musical-Sofa aus „The Producers“, auf dem er sich einst fast den Rücken ruinierte.

Ansonsten gilt: kantig, rund, Hauptsache mit Gefühl gewählt – und nicht, weil man „haben muss“. „Es gibt Leute, die wollen nicht wohnen, sondern sie wollen haben“, sagt Obonya. „Ich mag es lieber umgekehrt.“

Das Zuhause als Spiegel

Obonya lebt seit vielen Jahren wieder im Haus, in dem er geboren wurde. Und dieses Zuhause ist nicht nur Rückzugsort, sondern auch eine Art visuelles Tagebuch – mit Erinnerungen, Kunst, Büchern, Holzstöcken aus dem Wald.

„Ob ein Kunstwerk von Robert Bosisio an der Wand oder ein Holzsteckerl aus dem Wald auf dem Fensterbrett – beides hat für mich denselben Wert, wenn es mir etwas bedeutet.“

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