Architektur & Immobilien

Frank Gehry: Diese fünf Bauten der Architektur-Ikone muss man kennen

Ein Blick auf das Vermächtnis eines Architekten, der die Regeln neu geschrieben hat. Vom Fernglasgebäude bis zur Glaswolke.

Frank Gehry hat Architektur nie als etwas Statisches verstanden. Seine Gebäude wirken, als würden sie sich im nächsten Moment weiterbewegen. Das kannMetall sein, das sich dehnt, oder auch Volumina, die kippen; ebensoFormen, die sich kaum an Schwerkraft gebunden fühlen. Mit 96 Jahren ist der Architekt nun gestorben. Zurück bleibt ein Werk, das weltweit sichtbar gemacht hat, wie viel Freiheit im Entwerfen steckt, wenn man die üblichen Grenzen ignoriert.

Geboren 1929 in Toronto als Sohn polnisch-jüdischer Einwanderer, kam Gehry als Jugendlicher nach Los Angeles. Er arbeitete im Eisenwarenladen seines Großvaters, fuhr Lastwagen und entwickelte früh eine Faszination für Materialien, die später in seinen silbrig schimmernden Fassaden wieder auftauchte. Ein fast schon mythischer Kindheitsmoment sei das Spielen mit einem lebenden Fisch, den seine Großmutter in die Badewanne setzte gewesen und führte zu seiner lebenslangen Begeisterung für schuppenartige Oberflächen und organische Linien.

Gehry rebellierte bewusst gegen die strengen Formen der Moderne. Die klare Kante, das rationale Raster, der Gedanke „Form folgt Funktion“ – all das erschien ihm schlicht zu brav. Stattdessen suchte er nach neuen räumlichen Möglichkeiten, oft über unzählige Modelle aus Papier und Pappe. Erst zerknittern, dann neu zusammensetzen – so begann bei ihm fast jedes Projekt. Später gründete er sogar eine eigene Softwarefirma, um seine komplexen Entwürfe überhaupt realisierbar zu machen.

Natürlich blieb ein so kompromissloser Ansatz nicht ohne Kritik. Manche warfen ihm vor, Architektur zur großen Bühne zu machen. Gehry selbst nahm das gelassen. „98 Prozent dessen, was gebaut wird, ist pure Scheiße“, sagte er einmal – ein Satz, der zeigt, wie wenig er sich für Konventionen interessierte.

Wer verstehen will, warum Gehry zu den einflussreichsten Architekten seiner Zeit gehört, sollte diese fünf Projekte kennen:

Norton House, Los Angeles (1984)

Auf den ersten Blick wirkt das Norton House wie ein aufgesprengter Baukörper. Mehrere quaderförmige Volumen unterschiedlicher Höhe stehen scheinbar zufällig zueinander, verbunden durch außenliegende Treppen, Brücken und Terrassen. Die Fassade kombiniert helle Flächen, Holz und punktuell eingesetztes Metall. Innen öffnen sich verschachtelte Raumsequenzen, die eher an ein begehbares Kunstobjekt erinnern als an ein klassisches Wohnhaus. Gehry testete hier aus, was passiert, wenn Architektur bewusst unruhig bleibt: Jeder Schritt führt in eine neue räumliche Situation.

Fernglasgebäude, Los Angeles (1985–1991)

Das Gebäude in Venice besteht eigentlich aus drei eigenständigen Volumen: einem Backsteinblock, einem dunklen, fast monolithischen Körper – und dem ikonischen Fernglas. Dieses überdimensionale Objekt von Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen bildet nicht nur die Eingangssituation, sondern den strukturellen Mittelpunkt. Die „Gläser“ des Fernglases dienen als Oberlichter, während der Mittelteil der Skulptur ein Tunnel ist, der Besucher ins Innere führt. Dahinter erstrecken sich Arbeitsräume mit ungewöhnlich tiefen Grundrissen. Die architektonische Idee ist weniger Provokation als Einladung: Gehry zeigt, dass Funktionalität nicht im Widerspruch zu spielerischer Form steht.

Guggenheim-Museum, Bilbao (1993–1997)

Der Bau am Nervión-Fluss ist eine der berühmtesten Architekturen der Gegenwart – ein Gebäude, das wie eine metallische Strömung wirkt. Titanplatten überziehen die gekrümmten Oberflächen und reagieren auf Licht und Wetter wie ein lebendiges Material. Der Grundriss gleicht einem Bündel aus ineinander verschobenen Volumen; innen öffnen sich spektakuläre Hallen, die auch großformatige Kunst aufnehmen können. Besonders markant ist das Atrium, ein über mehrere Ebenen geführter Knotenpunkt aus Glas, Stahl und transluzenter Tiefe. Bilbao wurde durch dieses Projekt kulturell transformiert. Ein Beispiel dafür, wie ein einzelner Bau stadtplanerische Dynamiken ändern kann.

Walt Disney Concert Hall, Los Angeles (1999–2003)

Die Concert Hall übersetzt Gehrys Sprache der Krümmungen in eine architektonische Choreografie aus Edelstahl. Die äußeren Flächen wirken wie aufgeblähte Segel, die sich überlagern und in den Straßenraum hinausdrängen. Doch das Innere überrascht: Der Konzertsaal ist vollständig in warmes Douglasienholz gehüllt, die Ränge formen sich wie terrassenförmige Wellen um die Bühne. Akustisch gehört der Saal zu den besten der Welt. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass Gehrys freie Formen keineswegs Beliebigkeit bedeuten. Außen Spektakel, innen Klarheit und akustische Präzision: Diese Spannung ist typisch für ihn.

Fondation Louis Vuitton, Paris (2006–2014)

Gehry bezeichnete das Gebäude im Bois de Boulogne als „Glaswolke“. Tatsächlich wirken die zwölf großen Segel, die den Bau umhüllen, wie schwebende, transluzente Flächen, die im Wind gefangen wurden. Jedes Glassegel besteht aus eigens gebogenen Elementen, die sich wie Blätter um einen inneren weißen Kern legen. Dieser Kern beherbergt die Ausstellungsräume – streng geometrisch, fast zurückhaltend gestaltet. Die Segel erzeugen jedoch ein ständig wechselndes Lichtspiel und verleihen dem Bau trotz seiner Größe eine überraschende Leichtigkeit. Das Gebäude ist technisch hochkomplex, wirkt aber für Besucherinnen und Besucher intuitiv und offen.a

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