
(c) Kulm Hotel
Design trifft Skipiste: Die Architekten hinter den ikonischsten Skiprojekten weltweit
Wie Zaha Hadid, Peter Pichler und Stephanie Thatenhorst das alpine Szenario mit futuristischen Formen, nachhaltigen Materialien und kompromisslosem Design revolutionieren.
Die Berge werden zur Bühne für architektonische Meisterwerke. Wo einst rustikale Almhütten die Silhouette prägten, entstehen heute skulpturale Bauten, die alpine Tradition mit zeitgenössischer Vision verschmelzen. Von Innsbruck bis Südtirol definieren Stararchitekten neu, was ein Skihotel sein kann – nicht länger bloße Unterkunft, sondern Gesamtkunstwerk aus Raum, Licht und Landschaft.
Norman Foster: Die Zukunft des Kulm Hotels in St. Moritz
Das legendäre Kulm Hotel in St. Moritz, 1856 erbaut und als Wiege des alpinen Wintertourismus bekannt, steht vor einer ambitionierten Transformation. Die griechische Reederfamilie Niarchos investiert 125 Millionen Franken in einen Masterplan, den Foster + Partners entwickelt haben. Der Baustart ist für Anfang 2026 geplant – über sechs bis sieben Jahre werden die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss sowie der Eingangsbereich sukzessive modernisiert.
Fosters Vision: Ein neu konzipierter Ankunftsbereich, ein Restaurant mit Wintergarten, Terrassen mit Blick auf den St. Moritzersee, neue Event-Bereiche und eine externe Einkaufspassage. Die historische Lobby-Lounge soll behutsam renoviert werden. "Unsere Entwürfe schaffen Räume, die zugleich modern und zeitlos sind", erklärt der Architekt. Dabei wird großer Wert auf lokale Unternehmen und Materialien gelegt – Nachhaltigkeit als Teil des Konzepts.
(c) Kulm Hotel
Foster hatte bereits 2017 den Kulm Country Club neugestaltet und pflegt eine langjährige Beziehung zum Engadin. Seine Expertise in der Balance zwischen Innovation und Tradition macht ihn zur idealen Wahl für dieses ikonische Haus. Wenn der Umbau abgeschlossen ist, wird das Kulm Hotel nicht nur Gästen offenstehen, sondern zum lebendigen Treffpunkt für die lokale Bevölkerung werden – eine Vision, die weit über klassische Hotellerie hinausgeht.
(c) Kulm Hotel
Zaha Hadid in Innsbruck
Zaha Hadids skulpturale Handschrift hat die österreichischen Alpen nachhaltig geprägt. Die vier Stationen der Hungerburgbahn in Innsbruck, 2007 eröffnet, gelten als Meisterwerke zeitgenössischer Alpenarchitektur. Ihre organischen, von Gletscherbewegungen inspirierten Formen wirken wie gestrandete Raumschiffe aus Glas und Beton – futuristisch und doch harmonisch in die Berglandschaft integriert.
Gemeinsam mit dem Generalunternehmer Strabag gewann Zaha Hadid Architects 2005 den Wettbewerb. Die Stationen wurden mit innovativen Produktionsmethoden wie CNC-Fräsen und parametrischem Design realisiert – damals Pionierarbeit, heute Standard in der Architektur. Die doppelt gekrümmten Glasflächen waren bei ihrer Fertigstellung die weltweit größten ihrer Art.
(c) ogmda
Von der unterirdischen Station Congress über die erhöhte Station Löwenhaus bis zum Turmbau Alpenzoo mitten im Steilhang – jede Station ist individuell an ihre Umgebung angepasst. Die Bergstation Hungerburg breitet sich wie ein Vogel aus und mündet in eine Aussichtsplattform. Diese fließenden Dachformen und weichen Konturen prägen heute das Stadtbild Innsbrucks und inspirieren Hoteliers in der gesamten Region zu mutigen architektonischen Visionen.
Seit 2007 haben über 4,5 Millionen Passagiere mehr als 8 Millionen Fahrten auf der Bahn unternommen – ein lebendiges Zeugnis dafür, dass avantgardistische Architektur und Alltagstauglichkeit sich nicht ausschließen.
(c) mahoytrip
Christoph Herzog & Alfred Waltl: Vollholz-Vision in Leogang
Auf 1.050 Metern Seehöhe thront die Forsthofalm – ein architektonisches Manifest für nachhaltigen Luxus. Das erste siebengeschossige Vollholzhotel der Welt mit Pool am Dach wurde vom Architekturbüro DDI Christoph Herzog in Zusammenarbeit mit Alfred Waltl von der W2 Manufaktur realisiert. Die Vision der Familie Widauer war klar: puristische Linien, die den Blick für die Natur freigeben.
2008 eröffnete das erste Vollholzhotel im Salzburger Land, 2013 folgte die zweite Bauetappe mit dem spektakulären Sky Spa. Das gesamte Gebäude besteht aus mondgeschlagenem, heimischem Holz – zusammengehalten von 210.000 Buchenholzdübeln, komplett ohne Leim oder Metall. Die Massivholzwände in Wohnsichtqualität schaffen ein ausgeglichenes Raumklima, das im Winter wärmt und im Sommer kühlt.
"Die Architektur ordnet sich der Natur und dem Erlebnis unter", erklärt Baumeister Alfred Waltl das Konzept. Sein Highlight: der beheizte Rooftop-Pool mit 360-Grad-Panoramablick auf die Leoganger Steinberge. Im Inneren harmonieren Fichten-, Kiefern- und Zirbenholz mit grünem Schiefer, Leinen, Jute und Leder zu einer Atmosphäre zwischen Almhütte und Design-Refugium. Das Hotel liegt direkt an der Skipiste des Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn – perfekt für Ski-In, Ski-Out.
(c) Forsthofalm
Die Forsthofalm wurde 2012 mit dem EU-Umweltzeichen und dem Aphrodite Spa Award für Ökologie und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Sie beweist, dass radikaler Purismus und alpine Gemütlichkeit, Hightech-Holzbau und traditionelles Handwerk sich nicht ausschließen müssen.
(c) Forsthofalm
Peter Pichler: Minimalismus trifft Dolomiten
Im malerischen Bergdorf Kastelruth in Südtirol steht das Hotel Schgaguler – ein Paradebeispiel für die radikale Neuinterpretation alpiner Ästhetik. Ursprünglich 1986 im typischen 80er-Jahre-Stil erbaut, wurde das Haus 2018 von Grund auf erneuert. Der Mailänder Architekt Peter Pichler entwarf eine strahlend weiße, geradlinige Fassade mit bodentiefen Fensterfronten, die sich deutlich von den traditionellen Holzchalets des historischen Ortskerns abhebt.
Pichlers Konzept ist kompromisslos: kantige Konturen, reduzierte Linienführung und geschosshohe Fenster, die den Blick auf die Dolomiten wie ein lebendiges Gemälde rahmen.
(c) Hotel Schgaguler
Das strahlendes Weiß (das bei genauer Betrachtung ein sehr helles Grau ist) reflektiert das Licht der Berge und lässt das Gebäude je nach Tageszeit unterschiedlich wirken.
Im Inneren setzt sich die puristische Philosophie fort: heimisches Kastanienholz, grüner Schiefer aus der Region und zwölfschichtiger Kunstharzboden in Grau schaffen eine Atmosphäre zwischen Almhütte und Galerie. Großformatige Fotoarbeiten von Martin Schgaguler – einem der Söhne der Hoteliersfamilie – zeigen die zerklüfteten Gipfel der Dolomiten und führen den Dialog zwischen Architektur und Natur fort.
Das Schgaguler beweist, dass zeitgenössische Formensprache und alpine Authentizität keine Gegensätze sein müssen. Mit 42 Zimmern, einem preisgekrönten Wellnessbereich und regionaler Kulinarik ist es zum Anziehungspunkt für Architekturliebhaber aus aller Welt geworden.
(c) Hotel Schgaguler
Stephanie Thatenhorst: Japandi-Ästhetik am Arlberg
St. Anton am Arlberg – die Wiege des alpinen Skilaufs – beherbergt mit dem Ullrhaus ein Designhotel, das skandinavische Schlichtheit, japanischen Minimalismus und alpine Gemütlichkeit zu einer einzigartigen Synthese vereint. Die Münchner Innenarchitektin und German Design Award-Gewinnerin Stephanie Thatenhorst hat hier 2020 ein puristisches Refugium geschaffen, das konsequent den "Japandi"-Stil verfolgt.
Von außen modern und geradlinig, nur das Satteldach gleicht den Nachbarhäusern an. Im Inneren dominieren erdige Töne, behagliche Stoffe, archaische Elemente und klare Linien. Salbeigrün in hellen und dunklen Schattierungen paart sich mit hellem Grau, das an glatte Felswände erinnert. Dazwischen: warmes Holz und natürliche Materialien wie Hessian-Teppiche, glatte Kiefernböden und handgewebte Textilien.
"Ich fühle zwei Seelen in mir: eine laute, bunte, fröhliche – die andere ist geerdet, reduziert, mit klaren Linien", erklärt Thatenhorst ihre Designphilosophie. Im Ullrhaus überwiegt die reduzierte Seite, ohne dass die Räume kühl wirken. Das Hotel, benannt nach Ullr, dem nordischen Gott des Skifahrens, liegt zwischen Rendl- und Galzigbahn – perfekt für Skifahrer, die es nicht nur sportlich, sondern auch ästhetisch anspruchsvoll mögen.
(c) Ullrhaus
Der 17 Meter lange Indoor-Pool, finnische Sauna, Biosauna und Dampfbad im Spa-Bereich setzen auf holzvertäfelte Wände und glatte Betonböden. Das À-la-carte-Restaurant vereint nordische Küche mit alpinen Gerichten auf höchstem Niveau. Gastgeber Franziska Alber und Michael Gfall haben hier nicht einfach ein Hotel gebaut – sie haben eine Lebensphilosophie in Architektur übersetzt.
(c) Ullrhaus
Kerry Hill: Aman-Eleganz in Japan
Der australische Architekt Kerry Hill (1943-2018) prägte die Aman-Hotels in Japan mit seiner Philosophie der reduzierten Eleganz und kulturellen Sensibilität. Amanemu in Ise-Shima interpretiert traditionelle japanische Ryokans modern: niedrige Dächer mit dunkler Zedernverkleidung, klare Geometrien und nahtlose Integration in die Landschaft.
Für das noch in Planung befindliche Aman Niseko in Hokkaido – Eröffnung voraussichtlich 2027 – entwarf Kerry Hill Architects eine Vision, die Holz, Stein und Glas mit japanischer Ästhetik und alpiner Funktionalität verschmilzt. Das Resort soll 30 Zimmer, 31 Residenzen, umfangreiche Wellness-Einrichtungen und mehrere Restaurants auf einem 187 Hektar großen Gelände umfassen.
Hills Entwürfe zeichnen sich durch horizontale Linienführung aus, die die Bergsilhouette aufgreift, und durch die Schaffung von Räumen, die Innen und Außen fließend verbinden. Seine Arbeit zeigt, dass Luxus nicht durch Opulenz entsteht, sondern durch Raum, Licht, Material und die perfekte Choreografie von Blickachsen.
(c) Aman



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