
Ringe, Armreifen und Halsketten aus glänzendem Metall von (c) Tateossian
Architektur, die man tragen kann
Ein Ring wie eine Fassade, ein Anhänger wie eine Kathedrale aus Licht: Architekt:innen denken groß, manchmal aber auch ganz klein. So haben beispielsweise Zaha Hadid, Frank Gehry und Daniel Libeskind ihre architektonische Sprache in Schmuck übersetzt.
Was passiert, wenn Architekt:innen Schmuck entwerfen? Es entstehen Miniaturen ihrer Visionen – aus Gold, Kristall und Geometrie.
Zaha Hadid Design x Tateossian – fließende Formen in Miniatur
Zaha Hadid hat die Architektur in Bewegung versetzt –und später auch den Schmuck. Gemeinsam mit Tateossian London entwarf die 2016 verstorbene Stararchitektin Ringe, Armreifen und Halsketten, die ihre typischen organischen Linien aufgreifen und in glänzendes Metall übersetzen.
Die Stücke wirken wie kleine Skulpturen, die den Körper nicht einfach schmücken, sondern umfließen. Ihre geschwungenen Formen erinnern an Hadids Bauwerke – vom Opernhaus in Guangzhou bis zum London Aquatics Centre – und machen sichtbar, wie konsequent ihre Designs vom Maßstab unabhängig bleiben.
(c) Tateossian
Frank Gehry für Tiffany & Co.: dekonstruktive Eleganz
Als Tiffany & Co. 2006 die Zusammenarbeit mit Frank Gehry ankündigte, traf Luxus auf radikale Formensprache. Gehry, bekannt für seine dekonstruktiven Bauwerke, brachte Bewegung in das Schmuckdesign: geschwungene Oberflächen, verschobene Ebenen, weiche Kurven – jedes Stück eine Miniatur seiner Architektur.
„In den Händen dieses Meisters werden Edelmetalle, Steine und Hölzer in provokanten neuen Formen interpretiert“, hieß es bei der Premiere der Gehry Collection. Tiffany-CEO Michael J. Kowalski sah darin einen Meilenstein:
„Seine revolutionäre Ästhetik hat die Architektur buchstäblich neu definiert, und wir sind fest davon überzeugt, dass unsere Partnerschaft die Regeln für Schmuck und Mode gleichermaßen verändern wird.“
Gehry selbst beschrieb seine Arbeitsweise schlicht: „Schmuck ist eine Kunstform. Ich skizziere, baue Modelle, experimentiere mit Material. Bildhauer und Maler haben mich inspiriert – ihre Fähigkeit, Dinge mit den eigenen Händen zu schaffen.“
(c) Tiffany
Daniel Libeskind für Swarovski: Licht, gebrochen in Form
Für Daniel Libeskind ist Licht das eigentliche Baumaterial – egal ob im Museum, Denkmal oder Schmuckstück. Seine Zusammenarbeit mit Swarovski führte zu der Architectural Collection, in der Kristall zu architektonischem Material wird.
Das wohl bekannteste Werk: der Swarovski-Stern für den Weihnachtsbaum am Rockefeller Center®. Fast 410 Kilogramm schwer, drei Meter im Durchmesser, 70 Zacken und über drei Millionen Kristalle. Sozusagen ein Monument aus Glas und Licht, das Libeskinds geometrische Handschrift trägt.
Auch spätere Arbeiten für Atelier Swarovski, etwa ein Schachspiel aus Kristall und Marmor, zeigen dieselbe Idee: Architektur in kleinster Form – präzise, strukturiert und voller Energie.
(c) Swarovski
Noor Fares und die Geometrie des Spirituellen
Die Londoner Designerin Noor Fares verbindet Spiritualität, Symbolik und Architektur zu tragbarer Geometrie. Ihre Entwürfe beruhen auf der sogenannten Sacred Geometry – jenen mathemischen Prinzipien, die in Tempeln, Kirchen und Naturformen wie der Blume des Lebens oder dem Goldenen Schnitt auftauchen.
Ihre Schmuckstücke sind dreidimensionale Miniaturen dieser Idee: ein goldener Käfig mit einer beweglichen Bergkristallkugel, Ringe aus grauem Gold und Diamanten, die um einen Mondstein kreisen, oder ein hohler Würfel mit endloser Kette – „als Symbol der Unendlichkeit“, wie sie sagt. „Oft folgen sakrale Bauwerke bestimmten Formeln aus der Astrologie und Proportionen, wie man sie auch in der Natur findet“, erklärt Fares. „Geometrie ist überall.“
(c) Noor Fares
Titelbild: (c) Tateossian