
Architektur für morgen denken – mit den Visionären von gestern
Le Corbusier & Walter Gropius neu betrachtet: Was würden sie heute bauen? Eine Spurensuche mit KI.
Stilikonen standen stets für Haltung, Provokation und Innovation. Wie würden Sie heute arbeiten? Wie hätten sich ihre Kreationen weiterentwickelt? Design DE LUXE betrachtet unsere Zeit durch die Linse der Vergangenheit. Ein Gedankenexperiment, sichtbar gemacht durch KI.
Le Corbusier war vieles – Architekt, Theoretiker, Stadtvisionär, Designer. Was ihn bis heute unterscheidet: sein Anspruch, die Welt nicht nur zu bauen, sondern neu zu denken.
Geboren 1887 in La Chaux-de-Fonds, Schweiz, wirkte Charles-Édouard Jeanneret-Gris – wie er mit bürgerlichem Namen hieß – als Pionier der Moderne. Seine Ideen mündeten nicht nur in über 50 Publikationen und radikale städtebauliche Konzepte, sondern auch in eine neue Sprache des Wohnens. Gemeinsam mit Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand entwarf er das Équipement de l’habitation – Möbel als Teil eines ganzheitlichen Systems. Die Entwürfe: klar, modular, dauerhaft. Der Fauteuil Grand Confort, der LC4, die Casiers Standard – allesamt Ausdruck eines Designs, das nicht gefallen wollte, sondern funktionieren.
Diese Möbel – heute von Cassina neu interpretiert – zeigen die Qualität eines Denkens, das nichts dem Zufall überließ. Proportion, Haltung, Material – alles wurde aufeinander abgestimmt.
Die sanfte Seite des Brutalismus
Es ist ironisch, dass Le Corbusiers großes Erbe ein Begriff ist, der ihm selbst nie über die Lippen kam. Den „Brutalismus“ erlegten ihm andere auf, abgeleitet von seinem Faible für „béton brut“ also „rohen Beton“. Die Strenge seiner frühen Werke, das konsequente Bekennen zu den „großen, primären Formen, die das Licht klar offenbart“ – Würfel, Kegel, Kugel, Zylinder oder die Pyramide – kann man ebenso wenig in Abrede stellen wie seine Neugierde, seine Freude am Experiment. Seine Kreationen kommen später immer mehr „in Schwung“. Die weiche Dachlinie der Kapelle von Ronchamp, die experimentellen Formen des Philips Pavilion der Weltausstellung 1958. Wie hätte er reagiert auf die Dekonstruktivisten der 80er Jahre? Hätte er sich gestoßen an den unkonventionellen Formen von Frank Gehry und Zaha Hadid oder sie als Inspiration genutzt Mit der Entwicklung des 3D-Drucks hätte „Corbu“ noch ein weiteres technisches Werkzeug in die Hand bekommen, das sein Lieblingsmaterial Beton besonders begünstigt – nicht auszudenken, was er damit angefangen hätte. Oder doch?
Walter Gropius
Walter Gropius war ein Gestalter des Aufbruchs. Geboren 1883 in Berlin, zählt er neben Le Corbusier und Ludwig Mies van der Rohe zu den Gründern der modernen Architektur. Als Architekt, Pädagoge und Theoretiker entwickelte er eine Vorstellung von Gestaltung, die alle Disziplinen umfasste – und sie neu verband.
Seine Karriere beginnt untypisch: Gropius bricht sein Architekturstudium ab, arbeitet in der Praxis und entwirft früh schon mehr als nur Gebäude – auch Möbel, Lokomotiven und Autokarossen. Mit dem Fagus-Werk in Alfeld (1911–1925) – entstanden gemeinsam mit Adolf Meyer – gelingt ihm ein wegweisendes Projekt, das die Möglichkeiten von Glas und Stahl architektonisch neu auslotet. Licht, Transparenz und industrielle Klarheit werden zu seinem Markenzeichen.
Bauhaus als Brutstätte ikonischer Entwürfe
Weltberühmt wird er durch das Bauhaus, das er 1919 in Weimar gründet: eine Schule, ein Manifest, ein Mythos. Die Idee, Kunst, Handwerk und Technik zusammenzuführen, revolutioniert die gestalterische Lehre. Unter Gropius wird das Bauhaus zur Brutstätte ikonischer Entwürfe – von Wagenfelds Leuchte bis Breuers Stahlrohrmöbeln. Doch auch seine eigene Architektursprache – weiße Kuben, klare Linien, rationale Grundrisse – prägt eine ganze Generation.
1934 verlässt Gropius Deutschland. Im amerikanischen Exil widmet er sich der Lehre, wirkt an renommierten Hochschulen und baut weiter – etwa das Pan Am Building (heute MetLife Building) in New York, das bis heute die Skyline Manhattans mitprägt. Mit dem Hansaviertel in Berlin hinterlässt er auch in seiner alten Heimat ein letztes architektonisches Statement.
Er stirbt 1969 in Boston. Seine Vision von einer neuen, demokratischen Baukultur aber lebt weiter.
Was aber würde Walter Gropius heute entwerfen? Materialinnovation und KI? Design DE LUXE versucht, dieser Frage mithilfe künstlicher Intelligenz nachzugehen.
© AI-Artist: Oliver Gast