
(c) Claridges
No Chance for the Grinch: Drei Hotels, die Weihnachtsgefühl in große Designmomente verwandeln
Weihnachten kann Kitsch sein, oder auch Kunst. Einige Hotels beweisen jedes Jahr aufs Neue, dass festliche Inszenierungen weit mehr sind als funkelnde Nebensache. Sie nutzen Architektur, Heritage und Designkompetenz, um Atmosphäre zu schaffen.
London: Glanz und Glitzer im Claridge’s
Im Claridge’s ist der Weihnachtsbaum längst eine institutionalisierte Kunstform. Seit 15 Jahren lädt das legendäre Mayfair-Hotel jährlich einen Designer oder Künstler ein, die Lobbytanne zu gestalten. Das Ergebnis ist nie bloße Dekoration, sondern visuelle Identität.
Dieses Jahr verantwortet Daniel Lee, Chief Creative Officer von Burberry, das Projekt – und wählt einen Ansatz, der britisches Erbe und zeitgenössische Modeästhetik eng verwebt. Sein 16-Fuß-Baum wird mit 600 Schleifen aus überschüssigem Burberry-Stoff dekoriert. Die Geste ist nicht nur nachhaltig, sondern tief symbolisch: Schleifen galten im viktorianischen England als Zeichen der Einheit – ein Motiv, das Lee bewusst in den Mittelpunkt setzt, um „Tradition und Zusammenhalt“ sichtbar zu machen.
(c) Claridge´s
Die Ornamente zitieren das ikonische Equestrian-Knight-Logo aus dem Jahr 1901: Schachfiguren aus Metall, kleine Glocken, überdimensionierte Figuren am Fuß des Baums. Gekrönt wird die Tanne von einer goldenen Krone.
Die Tradition des Claridge’s reicht zurück bis zu früheren Interpretationen großer Namen: Diane von Furstenbergs „Tree of Love“ (2018), Louis Vuittons 17-Fuß-Kofferbaum (2023) oder Sir Paul Smiths klassischer Entwurf im Vorjahr. Daniel Lees Baum steht in dieser Reihe – und bildet zugleich eine neue, stoffliche Erzählung britischer Festtagskultur.
Rom: High-End-Understatement
Rom feiert Weihnachten anders als London: weniger opulent, dafür atmosphärischer. Besonders spürbar wird das im Hotel de Russie, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum unter der Ägide der Rocco-Forte-Gruppe begeht.
Das Haus blickt auf eine bewegte Geschichte zurück – vom Treffpunkt russischer Intellektueller im 19. Jahrhundert (Albergo di Russia) über Giuseppe Valadiers terrassenförmigen Garten all’italiana bis hin zum RAI-Sitz in den 1950er-Jahren. 1999 restaurierte Sir Rocco Forte das Gebäude und führte es zu seiner ursprünglichen Funktion als Grandhotel zurück.
(c) Hotel de Russie
Innen dominiert ein Farbspektrum aus Braun, Ocker, Grün und Orange – die Lobby wirkt wie ein elegantes römisches Wohnzimmer, in dem die Jahrzehnte miteinander sprechen. Elemente des frühen 20. Jahrhunderts treffen auf zeitgenössische Möbelstücke, Texturen und Kunst.
Die Gästezimmer, gestaltet von Olga Polizzi und Thomaso Ziffer, folgen einem klaren Designprinzip: lokale Identität spürbar machen, ohne sie dekorativ auszubeuten. Polizzi beschreibt die Methode als „lifetime project“ – Hotels entstehen wie Häuser über viele Jahre hinweg: durch Schichtung, kuratierte Objekte, neue Blickachsen.
Diese Haltung prägt auch das weihnachtliche Ambiente. Nichts wirkt überladen. Stattdessen entsteht ein festliches Understatement, das aus Architektur und Materialität gespeist wird.
Mittersill: Alpine Eleganz und die Modegeschichte einer Ikone
Weihnachtlicher Zauber muss nicht urban sein. Im Pinzgau erhebt sich Schloss Mittersill über dem Tal – ein historisches Anwesen, das alpine Klarheit mit mondäner Vergangenheit verbindet. Und: ein Ort, an dem Modegeschichte geschrieben wurde.
(c) Schloss Mittersill
Festliche Stimmung muss nicht kitschig sein. Sie kann erzählerisch, kunstvoll und architektonisch präzise sein. Oder, anders gesagt: Der Grinch hätte hier keine Chance.

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