
(c) Hasami-Porcelain
Porzellan von Hasami Porcelain
Quiet Icons: Wie Japans neue Keramikmarken das Porzellan der Zukunft formen
Sie arbeiten mit uralten Techniken, denken in klaren Linien – und schaffen Objekte, die die Grenzen zwischen Handwerk, Design und Kunst neu verhandeln. Fünf japanische Labels zeigen, wie Tradition nicht bewahrt, sondern weiterentwickelt wird.
Reduziert, radikal und relevant: Keramik hat in Japan nicht nur eine funktionale, sondern auch eine tief kulturelle Bedeutung. Die Verbindung aus handwerklicher Präzision, materialbewusstem Minimalismus und poetischer Schlichtheit hat japanisches Porzellan über Jahrhunderte hinweg geprägt – und macht es heute relevanter denn je. Denn in einer Welt, die sich nach Entschleunigung und Qualität sehnt, erleben die leisen Dinge eine neue Aufmerksamkeit.
Während historische Manufakturen weiterbestehen, formen junge Labels und Designkooperationen eine neue Sprache für den Alltag.
Kinto
Gegründet 1972 in der Präfektur Shiga, steht Kinto heute für eine zurückhaltende Eleganz, die sich mühelos in moderne Lebensräume einfügt. Die Marke schafft es, japanische Sensibilität mit internationaler Gestaltungssprache zu verbinden – ohne laut zu sein. Klare Formen, matte Oberflächen und eine ruhige Farbpalette machen jedes Stück zu einem Begleiter im Alltag. Teekannen, Trinkgläser, Becher oder Karaffen wirken fast schwebend leicht und doch greifbar nah. Kinto ist keine Marke für Statements, sondern für Rituale.
© Kinto
Hasami Porcelain
Die kleine Stadt Hasami, im Süden Japans gelegen, zählt seit über 400 Jahren zu den Zentren der japanischen Keramikkunst. Hasami Porcelain übersetzt diese Geschichte in ein neues, modulares System für den Alltag. Die Produkte wirken robust und zugleich grafisch fein. Jedes Teil – Becher, Teller oder Schüssel – passt zueinander, lässt sich stapeln, kombinieren, erweitern. Die Keramik fühlt sich roh und ehrlich an: nicht zu perfekt, sondern gerade richtig. Mit ihrer schlichten Präsenz haben sich die Stücke längst einen festen Platz in internationalen Concept Stores erobert.
© Hasami Porcelain
Noda Horo
Obwohl Noda Horo ursprünglich aus der Emaille-Verarbeitung kommt, ist die Marke aus dem modernen japanischen Küchendesign nicht wegzudenken. Seit 1934 produziert das Unternehmen langlebige Küchenprodukte mit einem ausgeprägten Sinn für Form, Funktion und Material. Die Entwürfe sind schlicht, fast zurückhaltend – und gerade deshalb zeitlos. Vorratsdosen, Töpfe und Geschirrteile vereinen industrielle Effizienz mit einer Ästhetik, die man sonst nur aus der Keramikwelt kennt. Noda Horo ist die stille Perfektion für den täglichen Gebrauch.
© Noda Horo/ Shokunin
1616 / Arita Japan
Arita – ein Name, der seit 1616 für japanisches Porzellan steht. Die Marke 1616 / Arita Japan bringt diese Tradition in die Gegenwart. In Zusammenarbeit mit internationalen Designgrößen wie Scholten & Baijings oder Cecilie Manz entstehen Kollektionen, die Arita-Porzellan in ein neues Licht rücken. Die Stücke sind ultrafein, teils aus Bone China gefertigt, mit unerwarteten Farbakzenten oder absoluter Formstrenge. Es geht nicht um Folklore, sondern um eine neue globale Formsprache – entwickelt aus den Wurzeln der japanischen Porzellankultur.
© Arita
JICON – Porcelain of Everyday
Der Name JICON bedeutet sinngemäß „Porzellan für die Zeit“. Dahinter steht eine kleine Manufaktur aus Arita, deren Wurzeln bis in die Imari-Porzellantradition reichen. Seit 2012 entstehen hier Stücke, die eine warme, fast meditative Wirkung entfalten. Die Glasuren sind sanft, die Formen reduziert, und doch wirkt alles durchdacht bis ins kleinste Detail. JICON steht für einen leisen Luxus – Porzellan, das alltäglich ist, ohne gewöhnlich zu sein.
© JICON
Titelbild: © Arita