Design & Interieur

Mario Botta kehrt nach 40 Jahren zurück ins Möbeldesign

Er hat Kathedralen entworfen, Museen, Wohnhäuser mit ikonischer Strenge. Vier Jahrzehnte lang lag sein Fokus ausschließlich auf Architektur. Nun überrascht Mario Botta mit einer Rückkehr ins Möbeldesign.

Von Julia Weninger

Mario Botta stellt mit dem italienischen Label Alias den Hocker „Zeta“ und die Tischserie „Saturno“ vor. Die Frage drängt sich auf: Warum jetzt?

In den 1980er-Jahren gehörte Botta zu jenen Architekten, die Möbel als selbstverständliche Verlängerung ihrer Architektur verstanden. Sein Stuhl „Prima“ von 1982 ist längst ein Klassiker, heute Teil der MoMA-Sammlung in New York. Danach: kaum noch Möbel. Botta konzentrierte sich auf Bauten – Kirchen, Kulturhäuser, Privathäuser. Monumentale Geometrien statt Möbel für den Alltag.

Dass er nun nach so langer Pause wieder ins Möbeldesign zurückkehrt, ist kein Zufall, sondern ein bewusstes Statement.

© Alias Design

Warum Architekten Möbel entwerfen

Möbel waren für viele große Architekten immer auch ein Labor. Le Corbusier, Eileen Gray, Mies van der Rohe: Sie alle schufen Stücke, die ihre Architekturideen ins Private übersetzten. Auch bei Botta steckt derselbe Impuls dahinter. Möbel sind für ihn keine Nebensache, sondern ein Medium, um im Kleinen dieselben Prinzipien sichtbar zu machen, die seine Bauten prägen.

„Ein Architekt muss Sensor seiner Zeit sein“, sagt er. Möbel erlauben, diese Sensibilität auf eine unmittelbarere Weise auszudrücken als ein Bauwerk, das Jahre dauert.

„Zeta“ – Rückgriff und Neustart

Mit dem neuen Hocker „Zeta“ zeigt Botta, wie sich 40 Jahre Erfahrung in ein kompaktes Objekt übersetzen lassen. Zwei quadratische Platten, verbunden durch Diagonalen – formal streng, fast grafisch. Die Referenz an Rietveld ist spürbar, doch die Konstruktion wirkt zeitgemäß: präzise gefertigt, robust, klar.

© Alias Design

„Zeta“ ist nicht nostalgisch, sondern ein Neustart. Ein Möbel, das Vergangenheit zitiert und gleichzeitig im Heute ankommt.

„Saturno“ – Architektur als Tisch

Die Tischserie „Saturno“ ist Bottas architektonische Sprache in Miniatur. Ein Stahlzylinder als Kern, eingefasst von drei MDF-Elementen, darüber eine kreisrunde Platte aus Glas, Marmor oder MDF. Das Glas offenbart die Konstruktion – fast wie ein Oberlicht in einem seiner Bauten.

„Saturno“ wirkt nicht dekorativ, sondern wie eine Skulptur, die zufällig auch Tisch ist. Monumental im Ausdruck, doch zurückhaltend in der Geste.

© Alias Design

Nach 40 Jahren, sagt Botta, sei der Schritt ins Möbeldesign auch eine Reaktion auf die Gegenwart. In einer Zeit, die von visueller Überladung und permanentem Wandel geprägt ist, setzt er auf radikale Klarheit. Möbel sind für ihn eine Möglichkeit, Ordnung und Ruhe im Alltäglichen zu verankern – und damit seine architektonische Vision direkt ins Leben der Menschen zu bringen.

Titelbild: © Alias Design

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