
(c) The Artling/ Daisuke Takano
Japanische Kommode von Daisuke Takano
Interior Design aus Japan: Reduktion mit Wirkung
Fünf Designer:innen und Signature Pieces, die man kennen sollte.
Japan gilt als eine der führenden Designnationen – nicht laut, nicht modisch, sondern konstant, detailverliebt und durchdacht. Ob Architektur, Produktdesign oder Interior: Die japanische Gestaltungshaltung ist international gefragt, gerade weil sie auf das Wesentliche setzt. Klare Linien, nachhaltige Materialien, intelligente Funktionen.
Besonders im Bereich Interior Design spielt das Zusammenspiel aus Tradition, Materialbewusstsein und moderner Formensprache eine zentrale Rolle. Viele Designer*innen arbeiten mit natürlichen Werkstoffen wie Holz, Ton oder Metall, oft in Verbindung mit handwerklichen Techniken, die über Generationen weitergegeben wurden. Gleichzeitig entstehen Objekte, die ästhetisch zeitgemäß, international anschlussfähig und dennoch tief in der japanischen Kultur verankert sind.
H220430 – Gesellschaft im Fokus
Das Studio H220430, gegründet von Satoshi Itasaka in Zusammenarbeit mit Takuto Usami, kombiniert Design mit gesellschaftlicher Haltung. Ihre Entwürfe setzen sich mit Themen wie Umweltzerstörung oder nuklearer Bedrohung auseinander. Der Schwarzwald Stool, dessen Oberfläche durch Säurebehandlung verändert wurde, erinnert an sauren Regen. Die Mushroom Lamp hingegen steht als Symbol für Hoffnung und atomare Abrüstung. H220430 zeigt, wie Design als Medium für politische und moralische Botschaften funktionieren kann – und dabei gestalterisch präzise bleibt.
© The Artling/ Satoshi Itasaka
Kei Tominaga – Metall als Material mit Emotion
Die Designerin Kei Tominaga arbeitet mit Metallen wie Silber, Kupfer oder Eisen, die sie schneidet, faltet, biegt und verschweißt – fast wie Papier oder Stoff. Diese Herangehensweise bringt außergewöhnlich leichte, bewegliche und doch stabile Objekte hervor, die zwischen Skulptur und Gebrauchsgegenstand changieren. Ihr Umgang mit Metall zeigt eindrucksvoll, wie viel gestalterisches Potenzial in Materialien liegt, die sonst oft rein funktional eingesetzt werden.
© The Artling/ Kei Tominaga
Shimoichi Mokkosha Ichi – Möbel aus der Region
Aus der Präfektur Nara stammt Shimoichi Mokkosha Ichi, ein Möbelstudio, das sich auf Yoshino-Zedernholz spezialisiert hat – ein regionales Material mit langer Tradition. Charakteristisch für ihre Möbelstücke sind die sichtbare Holzmaserung, feine handwerkliche Details und die klare Formensprache. Stücke wie der Jupiter Chair oder der Vibrato Chair bringen die natürlichen Eigenschaften des Holzes zur Geltung und kombinieren sie mit moderner Ästhetik.
© The Artling/ Shimoichi Mokkosha Ichi
Studio Jig – Handwerk mit neuer Technik
Studio Jig beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung klassischer Holzbearbeitungstechniken. Besonders hervorzuheben ist ihre Nutzung der sogenannten Free Form Lamination, die ihnen erlaubt, organisch geschwungene Möbel aus Yoshino-Zedernholz herzustellen. Der CJ2 Legless Chair etwa ist ergonomisch durchdacht und visuell markant – ein gutes Beispiel dafür, wie sich traditionelle Materialien in zeitgemäße, funktionale Formen übersetzen lassen.
© The Artling/ Studio Jig
Nozomi Fujii – Keramik zwischen Form und Ruhe
Die Keramikerin Nozomi Fujii arbeitet mit der Töpferscheibe, wodurch alle ihre Objekte eine klare, symmetrische Grundform erhalten. Sie verzichtet bewusst auf Glasur, um die natürliche Textur und Farbe des Tons sichtbar zu machen. Ihre Vasen und Gefäße sind reduziert, aber nicht kühl – sie wirken ruhig, konzentriert und handwerklich präzise. Ein Ansatz, der zeigt, wie stark Ausdruck durch Materialität entstehen kann.
© The Artling/ Nozomi Fujii
Titelbild: © The Artling/ Daisuke Takano