
blauer Design Teppich (C) Geba
Gar nicht verstaubt: Das große Comeback der bunten Teppiche
Von geometrischen Linien über flirrende Farben bis zu handgeknüpften Klassikern mit Geschichte – Teppiche feiern ihr Revival. Und das in einer Intensität, die Räume neu definiert und Designhandwerk auf die Bühne zurückholt.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Teppich wieder ins Zentrum der Gestaltung rückt. Denn kaum ein anderes Wohnobjekt verbindet Kunst, Handwerk und Emotion so unmittelbar. Teppiche strukturieren Räume, schaffen Atmosphäre – und erzählen Geschichten. Designer:innen und Manufakturen weltweit widmen sich wieder intensiv den Garnen, den Techniken und der Idee, aus Fäden Kunst zu weben. Design DE LUXE hat sich auf die Suche nach spannenden Interpretationen gemacht.
Geba: Kunstvoll gewebte Klassiker
Seit 1987 ist die Teppichgalerie Geba im Herzen der Grazer Altstadt eine feste Größe des internationalen Teppichdesigns. Gründer Harald Geba hatte von Beginn an eine klare Vision: inspiriert von moderner Kunst und Architektur, den Teppich neu zu denken.
Das Ergebnis sind Entwürfe, die traditionelle Knüpfkunst mit zeitgenössischem Design verbinden. Neben tibetischer Hochlandwolle kommen Naturmaterialien wie chinesische Seide, Hanf oder Brennnessel-Fasern zum Einsatz. In Kombination mit präzisen Schneide- und Knüpftechniken entstehen außergewöhnliche Strukturen und Designeffekte.
Gefertigt werden die Teppiche in Fair-Trade-Partnerateliers in Nepal – etwa das Modell Antique Blue aus der Geba Vintage-Kollektion, das klassische Orientornamente in die Gegenwart holt.
© Geba
miroo: Streifen mit System
Ein anderes Verständnis von Teppich zeigt die österreichische Marke miroo, deren Linie Stripe Räume neu strukturiert – mit Farbe, Rhythmus und Frische.
Fünf Qualitäten, 41 harmonische Farbtöne und unzählige Kombinationsmöglichkeiten: miroo Stripe steht für Individualität im Interieur. Jeder Teppich wird in Handarbeit zugeschnitten und in der hauseigenen Manufaktur gefertigt – ein echtes Unikat.
Die handwerkliche Präzision trifft auf raffinierte Technik: Ein langlebiger Komfort-Vliesrücken sorgt für Robustheit und Rutschfestigkeit, während die Volumenkante das textile Kunstwerk elegant abschließt. So entsteht das, was miroo selbst als „schwebende Insel“ beschreibt – ein Teppich, der Raum schafft, statt ihn nur zu füllen.
Das doppelte „O“ im Markennamen verweist auf den Künstler Joan Miró – und auf den spielerischen Umgang mit Form und Farbe, der jedes Modell prägt.
© Miroo
Bajar: Tradition trifft Technik
Das junge österreichische Label Bajar bringt frischen Wind in die Teppichwelt – und das mit Haltung. Im mongolischen Hochland entstehen aus edlen Naturfasern Designstücke, die Tradition und Moderne verknüpfen.
Gemeinsam mit internationalen Designer:innen kuratiert das Team detailverliebte Kollektionen, die in drei Linien gegliedert sind: Luxury, All Natural und Designer. Das Ziel: die Demokratisierung des Teppichs – handwerkliche Qualität und Designverständnis, zugänglich gemacht für eine neue Generation von Interiors.
© Bajar
Danesh: Die Vielfalt des Modernen
Wer Teppich noch immer mit Konvention verbindet, sollte einen Blick auf die Kollektionen von Danesh werfen. Hier trifft Experiment auf Expertise: Stonewashed Rugs, farbintensive Crazy Rugs oder edle Nomadenteppiche aus Persien stehen für eine neue visuelle Sprache.
Patchwork- und Vintage-Designs ergänzen das Sortiment, während luxuriöse Tuft-Teppiche mit Reliefstrukturen taktile Tiefe ins Spiel bringen. Modelle wie Waterlily (Seide, Indien) oder Allans Fever (Wolle & Seide, Nepal) sind Zeugnisse einer Ästhetik, die Haptik und Farbe als gleichwertige Gestaltungsmittel versteht.
© Danesh
LAYERED x Poppykalas: Florale Fantasien
Wenn skandinavische Klarheit auf poetische Farbwelten trifft, entsteht Designmagie: Die Artist Series von LAYERED in Zusammenarbeit mit der dänischen Blumenkünstlerin Poppykalas interpretiert den Teppich als blühendes Kunstwerk.
Handgewebt aus einer Mischung aus Wolle und Tencel, zeigen die Entwürfe abstrakte Gartenlandschaften in sanft changierenden Tönen. Die Kombination aus nachhaltiger Viskose und weicher Wolle sorgt für Glanz und Tiefe – und brachte der Kollektion bereits den Elle Decoration Design Award ein.
© Layered
Sabine Marcelis: Donuts fürs Design
Und dann wäre da noch Sabine Marcelis, die wohl spielerischste Stimme im zeitgenössischen Design. Die niederländische Künstlerin hat für CS Rugs einen Teppich aus miteinander verbundenen „Donuts“ entworfen – ein sinnliches Statement aus Material, Form und Humor.
Die langen gelben Wollfäden erzeugen den Eindruck von luftiger Leichtigkeit, fast wie Gebäck aus Licht. Marcelis, deren Studio im Rotterdamer Hafen liegt, gilt als Meisterin des Materials: Ihre Arbeiten entstehen im Dialog mit der Industrie und werden in Museen wie dem Boijmans van Beuningen in Rotterdam oder der National Gallery of Victoria in Australien gezeigt.
Sie hat für Celine, Fendi, Burberry, Jacquemus und Givenchy entworfen – und bleibt dennoch konsequent in ihrer Haltung.
© CS Rugs
Titelbilder: Quer: © Geba; Hoch: © Layered