Müll war gestern – denn die Zukunft des Designs liegt in innovativen Materialien und kreativer Wiederverwertung. In den kommenden Jahren setzen Designer und Forscher auf recycelte Stoffe, erneuerbare Rohstoffe und Upcycling-Ideen, die Abfall in stilvolle Interior-Highlights verwandeln.
Holz, Lehm oder synthetische Materialien – wir umgeben uns täglich mit einer Vielzahl an Baustoffen. Doch in einer Welt, die zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legt, gewinnen innovative Materialien und recycelte Stoffe im Design immer mehr an Bedeutung. Der Gedanke, Abfallprodukte in ästhetisch ansprechende und funktionale Objekte zu verwandeln, prägt die Designlandschaft aktuell maßgeblich.
Materialtrends 2025: Nachhaltigkeit im Fokus
Das Jahr 2025 steht im Zeichen von Materialien, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch umweltfreundlich sind. Ein zentraler Trend ist die Verwendung von recycelten Materialien, die Abfallprodukte in hochwertige Designobjekte verwandeln. Beispielsweise werden Möbel aus recyceltem Kunststoff gefertigt, und Wandverkleidungen entstehen aus industriellen Abfällen. Diese Herangehensweise ermöglicht es, innovative und umweltfreundliche Räume zu gestalten, ohne auf Ästhetik zu verzichten.
Ein weiterer Trend ist die Integration von natürlichen Materialien wie Holz, Stein und Leinen, die für ihre warme Ausstrahlung bekannt sind und eine beruhigende Atmosphäre schaffen. Diese Materialien spiegeln den Wunsch nach Naturverbundenheit wider und fördern ein gesundes Raumklima.
Upcycling im Interior Design: Ästhetik mit Mehrwert
Das Konzept des Upcyclings – also die Aufwertung von Abfallmaterialien zu hochwertigen Produkten – findet im Interior Design immer mehr Anklang, und das ist erst der Anfang, wie Expertinnen konstatieren.
Designer wie Teun Zwets verwandeln Müll in einzigartige Designstücke und zeigen, dass Nachhaltigkeit und Ästhetik Hand in Hand gehen können. Seine Arbeiten demonstrieren eindrucksvoll, wie ausgediente Materialien durch kreativen Einsatz zu neuem Leben erweckt werden können. Das Besondere: Seine Kreationen entstehen direkt vor Ort aus den vorhandenen Materialien. Für ihn ist Schnelligkeit entscheidend, da sie ihm die Energie gibt, sich auf seine Ideen zu konzentrieren: „Es steckt so viel Potenzial im Müll, das viele Menschen nicht erkennen. Indem ich durch die Nachbarschaft ziehe und weggeworfene Materialien und Gegenstände sammle, kann ich einem Zuhause innerhalb eines Tages ein Makeover verpassen – ganz ohne Geld auszugeben.“
Der niederländische Designer Lucas Muñoz demonstriert mit seiner Serie Objects from Interstitial Space (OFIS) eindrucksvoll, wie ausgediente Baumaterialien zu einzigartigen Möbelstücken und Leuchten transformiert werden können. Indem er beispielsweise ausrangierte Lüftungsrohre zu Sitzmöbeln wie dem Tubular Chair umfunktioniert, verleiht er vermeintlichem Abfall neuen Wert und hinterfragt konventionelle Designprozesse. Muñoz betont dabei das Potenzial industrieller Materialien, eigene Geschichten zu erzählen, und setzt auf eine praktische Herangehensweise, bei der die Form und mechanischen Eigenschaften der Materialien den Designprozess bestimmen.
Auch das Wiener Designerduo Ante up, bestehend aus Hauke Unterburg und Benedikt Stonawski, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Produkte im Kreislauf zu halten und Abfall zu vermeiden. In ihrem Studio im siebten Bezirk Wiens entwickeln sie seit 2020 Möbelstücke, die durch unkonventionelle Formensprache und materialtechnische Raffinesse bestechen. Ein Beispiel ist der metallfreie Eichenholz-Hocker „Opponent“, dessen Design nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch auf Ressourcenschonung abzielt, indem bei der Produktion keine Reststücke anfallen. Und auch bei der dreiteiligen Schalen- und Becherkollektion Bivalve zeigt sich das Organischenicht nur im Erscheinungsbild, sondern ebenso in der Materialwahl.
Mit dem „Bell Chair“ vereint die italienische Designmarke Magis gekonnt Ästhetik und Nachhaltigkeit. Der stilvolle Stuhl überzeugt nicht nur durch sein zeitloses Design, sondern auch durch eine umweltfreundliche Produktion. Hergestellt aus recyceltem Polypropylen, das aus Produktionsresten von Magis selbst sowie aus Abfällen der lokalen Automobilindustrie stammt, setzt er ein starkes Zeichen für Ressourcenschonung. Trotz seines geringen Gewichts beeindruckt der „Bell Chair“ mit hoher Stabilität und Langlebigkeit. Zudem lässt sich das innovative Material am Ende seiner Nutzung vollständig recyceln, wodurch der Stuhl einen geschlossenen Materialkreislauf ermöglicht.
Forschung und Entwicklung: Materialien aus erneuerbarem Kohlenstoff
Die Erforschung und Entwicklung neuer Materialien spielt eine entscheidende Rolle für die Zukunft des Designs. Markus Petruch und Dominik Walcher von der FH Salzburg haben in ihrem Buch »Der Stoff, aus dem die Zukunft ist« 101 innovative Ideen für Materialien aus erneuerbarem Kohlenstoff gesammelt. Sie zeigen auf, wie nachwachsende Rohstoffe aus Pflanzen, Pilzen, Algen und Bakterien als Basis für nachhaltige Materialien dienen können. Diese Entwicklungen ebnen den Weg für eine biobasierte Zukunft, in der fossile Ressourcen durch erneuerbare Alternativen ersetzt werden. Möglich sind ganze Städte aus Holz, Geschirr aus Rinderblut, Möbel aus Popcorn und vieles mehr.