Künstliche Intelligenz ist in der Gesellschaft angekommen. Aber gibt es künstliche Kreativität? Wie werden Moderne Technologien wie KI und 3D Druck Kunst und Design verändern? Design DE LUXE befragte Experten aus Forschung, Design, Kunst – und ChatGPT.
Mit Chat GPT hat die KI sich ihren fixen Platz im kollektiven Bewusstsein gesichert – und zwar als Game Changer, der alle Bereiche unserer Gesellschaft durchdringen wird. Unter der Aufsicht von Phillippe Starck hat Kartell gerade den ersten KI-generierten Stuhl, den AI Chair herausgebracht. Der US-amerikanische Designer, Künstler und Architekt Frank Jacobs reimaginiert Früchte als Sessel und bemüht die KI um Entwürfe. Zwischen Werbegag und künstlerischer Spielerei stellt sich nun die Frage: wie sieht die Zukunft von Design und Kunst im Zeitalter der künstlichen Intelligenz aus?
Inspiration, Werkzeug – oder Gefahr?
Produktdesignerin Annette Lang glaubt nicht, dass Designer Konkurrenz von der künstlichen Intelligenz bekommen werden: „Ich denke nicht, dass KI und 3D Druck uns Designer überflüssig machen werden. Diese Technologien sind Werkzeuge – sie helfen den Design Prozess zu optimieren und beschleunigen ihn. Kreatives Denken, emotionale Intelligenz, ästhetisches Empfinden und die Beurteilung von sinnvollem, verantwortungsvollen Einsatz von KI im Design Prozess, das sind nach wie vor Aufgaben des Designers.“ Wie könnte der Einsatz von KI also aussehen? „Die Möglichkeit mit KI Möbel zu entwerfen und dann auszudrucken ist eine interessante Option. Ich kann mir ein LAB vorstellen, mit KI generierten Daten für einen Möbelbausatz, den Kunden ihren Bedürfnisse entsprechend individualisieren können“, so Lang.
Ein wenig anders sehen das die Designerinnen des Studios Polka: „Wir holen uns unsere Inspiration lieber aus dem Leben“, erzählen Marie Rahm and Monica Singer, „Wir wollen einfach so nah wie möglich am Produkt sein. Unsere Entwürfe entstehen mit der Hand am Papier.“ KI setzen die beiden beispielsweise im Rahmen von Photoshop ein: „Wenn wir in einem Foto von einem Wohnraum ein anderes Sofa vorschlagen, dann nutzen wir dafür in der Fotomontage, in der Darstellungstechnik die KI von Photoshop. Das ist aber dann ein Werkzeug, keine Inspirationsquelle.“
Druck in drei Dimensionen
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem 3D-Druck, erzählen die beiden: „Den verwenden wir sehr viel bei unseren Produktentwürfen – hier können wir von der 3D-Zeichnung, dem 3D-Plan in den Druck weitergehen, das ist im Modellbau gängige Praxis. Früher haben wir für die Modelle in einem ersten Schritt beispielsweise aus Draht dreidimensional gebogen. 3D-Druck erlaubt es uns jetzt, die nächsten Schritte sehr viel besser zu planen, die Modelle sind viel genauer.“
In größeren Dimensionen denkt Hans Kupelwieser: in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der TU Graz hat der Künstler die Decke seines neuen Ateliers mithilfe des 3D-Drucks gestaltet. Für die Kassettendecke wurden 130 unterschiedlich geformte Aussparungskörper gedruckt und auf einer Fläche arrangiert. Die Abstände dazwischen wurden mit Beton ausgegossen. „Mit konventionellen Methoden könnte man eine solche Decke – in der jede Kassette eine andere Form hat – sehr schwer herstellen“, so Kupelwieser, „man müsste einzelne Schalungen fertigen. So erspart man sich unglaublich viel Zeit und Material.“
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