
Rough, radikal und relevant: Drei österreichische Künstler:innen, die jetzt den Takt angeben
Katharina Diezl, Nana Mandl und John Petschinger stehen für eine junge Kunstszene, die mit Material, Medium und Motiv neu umgeht.
Sie arbeiten mit Katzenhaaren, Bravo-Stickern und Erinnerungsfetzen – und definieren, was zeitgenössische Kunst aus Österreich alles sein kann.
Katharina Diezl / Kater D – Zwischen Zeichnung, Collage und biografischer Spurensuche
Katharina Diezl, die unter dem Namen Kater D arbeitet, wurde 1988 in Wien geboren. Nach einer Ausbildung in Modedesign und Grafik studierte sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo sie 2022 mit Auszeichnung abschloss. Ihre künstlerische Praxis ist stark prozessorientiert und bewegt sich zwischen Zeichnung, Collage, Druckgrafik und Materialassemblage.
© Katharina Diezl
Diezl arbeitet mit einem stetig wachsenden Fundus aus Fotografien, Skizzen, Textilien, Papieren, Siebdrucken und gefundenen Objekten – darunter auch eher ungewöhnliche Materialien wie Tierhaare (häufig von Katzen, manchmal auch eigene). Diese Elemente werden in seriellen Arbeiten zu mehrschichtigen, oft sehr persönlichen Bildern zusammengeführt. Es sind Arbeiten, die sich mit Alltag, Erinnerung und Identität beschäftigen, ohne sich dabei je plakativ festzulegen.
© Katharina Diezl
Der intuitive, oft fragmentarische Zugang zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Werk. Dabei wird das Private nicht ausgestellt, sondern behutsam übersetzt – in Linien, Oberflächen, Farbsetzungen und Kombinationen, die sich nie ganz erklären, aber spürbar werden. Ihre Collagen erzählen keine eindeutigen Geschichten, sondern öffnen Räume für Assoziationen, Andeutungen und Stimmungen.
© Katharina Diezl
Nana Mandl – Collagen zwischen Popkultur, Digitalästhetik und Handarbeit
Die 1991 in Graz geborene Nana Mandl bewegt sich mit ihren Arbeiten an der Schnittstelle zwischen analoger Handarbeit und digitaler Bildproduktion. Sie studierte in Berlin und Wien und ist bekannt für großformatige, farbintensive Collagen, die sie aus unterschiedlichen visuellen Quellen zu komplexen Kompositionen zusammensetzt.
Mandls Werke bestehen aus Fragmenten von Stickern, Screenshots, Comics, Bravo-Titelseiten, Renderings, verpixelten Bildern und handschriftlichen Notizen. Gleichzeitig verarbeitet sie textile Materialien, die sie vernäht, bestickt oder wie gestische Elemente in ihre Bildträger einarbeitet. So entstehen vielschichtige, dichte Arbeiten, die sich mit visueller Überforderung, Erinnerung und popkulturellem Gedächtnis auseinandersetzen.
© Nana Mandl
Trotz der oft verspielten oder nostalgischen Bildsprache steckt in ihren Arbeiten eine starke kritische Dimension: Mandl reflektiert über die Geschwindigkeit und Oberflächlichkeit digitaler Bildwelten – und verlangsamt sie durch textile, körperliche Eingriffe. Die Leinwand wird bei ihr nicht nur als Bildträger, sondern als Objekt ernst genommen, als Widerstand gegen die flüchtige Ästhetik des Netzes.
Mandl ist außerdem Mitbegründerin des Künstlerinnenkollektivs CLUB FORTUNA, das sich mit feministischer Perspektive international positioniert.
© Nana Mandl
John Petschinger – Malerei im Dialog mit künstlicher Intelligenz
John Petschinger, geboren 1994 in Oberwart, arbeitet zwischen Wien und dem Burgenland. Seine Werke entstehen auf großformatigen Metallplatten, die er mit Acryl, Harz und Collage-Elementen bearbeitet. Charakteristisch für seine Arbeiten ist die Verbindung von strengen, fast technischen Kompositionen mit expressiver, intuitiver Malerei.
© John Petschinger
In seiner aktuellen Werkserie beschäftigt sich Petschinger mit dem Einfluss künstlicher Intelligenz auf den künstlerischen Prozess. Er speist KI-Systeme mit privaten Fotografien und Alltagsbildern – und reagiert anschließend malerisch auf die entstandenen Bildvorschläge. Es entsteht ein Wechselspiel zwischen Berechnung und Emotion, zwischen Struktur und freier Geste.
© John Petschinger
Ein durchgehendes Motiv in seiner Arbeit ist die Farbe Violett, die sich als visuelles Leitmotiv durch viele seiner Werke zieht. Ebenso präsent ist das florale Element – nicht als rein dekoratives Detail, sondern als persönliches Zeichen für Vergänglichkeit, Natur und Erinnerung. Petschingers Bilder sind keine reinen Ergebnisse, sondern Zwischenzustände, die zum Interpretieren anregen sollen.
Titelbild: © Nana Mandl