(c) Grand Hotel Les Trois Rois

Design & Interieur

Les Trois Rois: Ein Lokalaugenschein in der Hotel-Ikone

Wie Herzog & de Meuron das Grand Hotel Les Trois Rois in Basel in ein neues Kapitel führen? Mit radikaler Sanftheit, handwerklicher Tiefe und einem fließenden Wandel zwischen Epochen.

Von Linda Pezzei

Ein Grand Hotel mit über 300 Jahren Geschichte, das Königinnen und Künstler beherbergte, erfindet sich

neu. Herzog & de Meuron transformieren den historischen Kopfbau des Les Trois Rois in eine zeitgenössische Erlebniswelt – mit Rooftop-Spa in japanischer Stille, handgeformter Keramik, maßgefertigten Möbeln, einer neu verankerten Suite des Rois und einem Restaurant, das Basel öffnen soll. Eine Reise durch ein Haus, das Alt und Neu so subtil verzahnt, dass die Grenzen verschwimmen.

(c) Grand Hotel Les Trois Rois

Der Rhein ist der erste Gastgeber. Noch bevor man durch die Drehtüren des Les Trois Rois rauscht, bevor ein Name genannt oder ein Koffer abgestellt wird, ist es der Fluss, der den Ton setzt: ruhig, schwer, lichtreflektierend. Seit 1844 spiegelt sich die klassizistische Fassade des Hotels im Wasser – und bis heute fühlt sich die Ankunft an, als würde man ein vertrautes Stück Boden betreten.

Drinnen empfängt die Lobby den Gast mit gedämpftem Glanz: französische Klassik, Messing, ein Rhythmus aus Geschichte und Gegenwart.

„Das Erdgeschoss hat sich zu einem lebendigen Boulevard entwickelt undist ein integraler Bestandteil der Stadt geworden", sagt Jacques Herzog dazu. Man spürt sofort, was er meint: Dieser Raum ist keine Schwelle, sondern eine Fortsetzung der Altstadt.

Von hier führt der Weg Richtung Brasserie, vorbei an der eins ehbaren Küche von Peter Knogl im Cheval Blanc, dem einzigen 3-Sterne-Restaurant Basels. Ein Blick in die Intensität, die Präzision, die Welt des weltbesten Kochs laut La Liste 2025. Es ist ein kleines architektonisches Statement: Transparenz statt versteckter Hierarchien.

(c) Grand Hotel Les Trois Rois

Wenige Schritte weiter in entgegengesetzter Richtung beginnt der Übergang in den neu gestalteten Kopfbau– so sanft, dass man ihn eher spürt als sieht. Der historische Trakt löst sich auf, der neue öffnet sich, und plötzlich ist man Teil jener „Genussstraße", die Andreas Fries, Senior Partner bei Herzog & de Meuron, beschreibt: Brasserie, die Küche des Cheval Blanc, Bar, The Council, Banks– ein durchgehender Bewegungsfluss, in dem Rundungen harte Kanten ersetzen und Räume fließen, statt Grenzen zu setzen.

Für den Weg ins Spa nimmt man den Aufzug in die dritte Etage, wo eine inszenierte Treppe unter das Dach führt. Hier oben verändert sich die Stimmung spürbar: Das Licht wird wärmer, die Materialien erdiger, die Geräusche gedämpfter. Das Seijaku Spa–japanisch für Stille– ist kein Wellnessbereich, sondern kontemplativer Rückzugsort. Schwarze Eichenbalken, Lehmwände, Tatami, Zeder. „Nicht folkloristisch, sondern essenziell", betont Herzog.

(c) Grand Hotel Les Trois Rois

Zwei Etagen tiefer öffnet sich die Suite des Rois– ein Schlüsselraum des Projekts. Einst im Dachgeschoss versteckt, liegt sie nun bewusst in der Beletage, dem großzügigen Geschoss mit hoher Raumhöhe und

Balkon zur Schifflände. 240 Quadratmeter, zwei Schlafzimmer, zwei Bäder, privates Gym, ein runder Dining-Room und jener Rheinblick, der wie eine ruhige Partitur durch alle Räume führt. Vorhänge ersetzen Wände, Übergänge werden weich statt funktionalistisch. „Jeder Teil soll hochwertig sein", sagt Herzog.

(c) Grand Hotel Les Trois Rois

Beletage Luxus: Die Suite des Rois mit Rheinbalkon.

Für einen Aperitif am Abend müsste man die Suite freilich nicht verlassen, doch vor dem Dinner empfiehlt sich ein Abstecher in die ZigarrenloungeThe Council. Ein kapellenartiger Raum, der monumentaler wirkt, je länger man dort sitzt. 570 handgeformte Keramikkacheln, von Herzog in Zusammenarbeit mit der Keramikerin Esther Lattner entwickelt, kleiden die Wände wie ein mineralisches Mosaik. Die Eichenpaneele wurden nach der Yakisugi-Technik angebrannt und geölt– warm, tief, mit einer subtilen Rauheit, die nur handwerkliche Prozesse hervorbringen.

(c) Grand Hotel Les Trois Rois

Ein paar Schritte weiter liegt das Restaurant Banks – ein Raum, der Basel neurahmt. Herzog & de Meuron hoben den Boden um drei Stufen an, damit man nicht unterhalb, sondern auf Fenster höhe sitzt. Die Wirkung ist überraschend: Der Rhein wird zur Bühne, die Stadt zur Kulisse.

(c) Grand Hotel Les Trois Rois

Zwei Räume, zwei Welten: The Council und Banks.

Über der Bar schwebt das „Fliegende Riff" –ein schillerndes Kuriositätenkabinett des Künstlerduos Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger. Fundstücke ihrer Weltreisen, Gaben aus dem Hotel, 3D-übersetzte Unterschriften aus dem Gästebuch, Kristalle aus Kunstdünger, eine verschmolzene Rolling-Stones-Platte als Hommage an Mick Jagger, der hier einst logierte– ein schwebender Garten zwischen Kitsch, Ernst und Poesie. Spiegel vervielfältigen das Licht von Kronleuchtern, die Repliken einer Replik sind – Nachbauten von Kronleuchtern des 19. Jahrhunderts, die Straumann 2004 anfertigen ließ.

(c) Grand Hotel Les Trois Rois

Der Rundgang endet in der Bar Les Trois Rois, zurück im historischen Haus, das seine eigene Seele bewahrt hat. Ein knisternder Kamin, schwere Samtvorhänge, englische Ledersofas. Ein Raum, in dem sich Basler Locals und Hotelgäste treffen, der im Sommer seine Terrasse über dem Rhein öffnet. Draußen zieht der Fluss als dunkler Spiegel vorbei, drinnen wärmt das Goldrot der Stoffe den Abend.

Hier, zwischen Kamin und Fluss, begreift man die Logik dieses Hauses: Es ist nicht die Trennung von Alt und Neu, die zählt–sondern ihr Fluss. Ein Wechselspiel der Epochen, so fein verzahnt, dass es sich wie ein einziger Atemzug liest.

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