Design & Interieur

Exklusiver Zugang: Drei Members Clubs zwischen Diskretion, Exzentrik und Ikone

Jeder von ihnen erzählt seine eigene Geschichte, doch alle verbindet ein gemeinsamer Anspruch: außergewöhnliche Erlebnisse für wenige Auserwählte.

Von Julia Weninger

Hinter schweren Türen, unscheinbaren Eingängen oder diskreten Klingeln eröffnet sich eine Welt, die nicht jeder betreten darf. Halb Salon, halb Rückzugsort, irgendwo zwischen Inszenierung und Intimität. Einst waren Members’ Clubs Refugien für Gentlemen, Rauchschwaden und Cognacgläser. Heute sind sie Orte, an denen Kunst, Kulinarik und Kreativität aufeinandertreffen. Ihre Exklusivität bleibt, doch die Codes haben sich verändert. In Mailand, Boston und London zeigen drei Clubs, wie vielfältig und zeitgemäß diese neue Kultur des Privaten inszeniert wird.

The Wilde, Mailand

Rasch nach seiner Eröffnung hat sich The Wilde bereits als Treffpunkt für Kreative, Unternehmer und internationale Gäste in Mailand etabliert. Untergebracht in der ehemaligen Residenz von Santo Versace im Herzen des Brera-Viertels, vereint der Club Design, Kunst und Kulinarik in einer Villa von Carlo De Carli und Antonio Carminati aus den 1950er-Jahren. Der Pariser Designer Fabrizio Casiraghi hat die 1.800 Quadratmeter große Architektur mit Gespür für subtile Eleganz neu interpretiert. Edle Materialien wie amerikanisches Walnussholz, rosa lackierte Oberflächen, Travertin und Samt prägen die Räume. Ergänzt wird die Inszenierung durch eine beeindruckende Kunstsammlung, die der renommierte Kurator Ed Tang zusammengestellt hat – sie reicht von Diane Dal Pra bis Andy Warhol.

© The Wilde

Kulinarisch ist der Club ebenso ambitioniert: italienische Klassiker und internationale Küche treffen auf lateinamerikanisch-japanische Fusionen, begleitet von Signature-Cocktails wie dem Giardini Negroni. Im Frühjahr 2025 eröffnet das AVA Rooftop, das mit mediterraner Küche und weitem Blick über Mailand die Erfahrung abrunden wird. Hinter dem Konzept steht Gary Landesberg, der seine Handschrift bereits im legendären Londoner The Arts Club bewiesen hat. Sein Ziel: Die Marke The Wilde international zu etablieren – mit Dependancen in New York, London und Los Angeles.

The ’Quin House, Boston

Boston zeigt mit dem The ’Quin House, dass Members’ Clubs in den USA längst mehr als nur Treffpunkte sind. Das sechsstöckige Anwesen in der Commonwealth Avenue wurde 1888 erbaut und vom Ehepaar Sandy und Paul Edgerley mit hohem Aufwand restauriert. Die Aufgabe, das historische Erbe in die Gegenwart zu führen, übernahm der gefeierte Designer Ken Fulk. Er kombinierte Antiquitäten und Vintage-Stücke mit zeitgenössischem Mobiliar zu einer luxuriösen, aber nie überladenen Atmosphäre.

© The ’Quin House

Obwohl kein klassisches Hotel, vermittelt das Haus auf sechs Etagen eine Fülle von Wohnlichkeit und Exklusivität – ein Ort, an dem Geschichte auf modern inszenierte Gastlichkeit trifft. Das The ’Quin House hat sich schnell als Rückzugsort für die Bostonians etabliert, die Privatsphäre und Stil gleichermaßen schätzen.

Annabel’s, London

In London schließlich bleibt Annabel’s am Berkeley Square der unangefochtene Inbegriff des glamourösen Nightlife. Seit seiner Eröffnung 1963 gilt der Club als Mythos, und doch erfindet er sich immer wieder neu. Das jüngste Redesign von Martin Brudnizki Design Studio hat dem historischen Townhouse eine Fantasie verliehen, die ihresgleichen sucht: pinkfarbene Badezimmer, die von Seidenblüten überwuchert sind, ein schwebendes Einhorn im Treppenhaus und Räume, die bewusst das Surreale suchen.

© Annabel’s

Mit seinen 2.416 Quadratmetern ist Annabel’s mehr als ein Club: Es ist ein Erlebnisuniversum mit Restaurant, Nachtclub, Zigarrenlounge und Terrassen. „Man kommt nicht hierher, um das Alltägliche zu erleben. Man kommt, um Glamour und Fantasie zu feiern“, beschreibt Brudnizki den Ansatz. Und genau darin liegt die ungebrochene Faszination: Annabel’s bleibt ein Symbol britischer Exzentrik – und eine Ikone unter den Members’ Clubs weltweit.

Titelbild: © Courtesy The 'Quin House

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