Bauhausstil : © AI-Artist: Oliver Gast

Design & Interieur

Design-Glossar: Bauhaus-Stil

Weniger ist mehr. Drei Worte, die mehr über die Stilrichtung sagen als so mancher Essay.

Von Julia Weninger

Was vor über hundert Jahren als Kunstschule in Weimar begann, wurde zu einem weltweiten Stilcode. Klare Linien, offene Räume, Möbel aus Stahlrohr und Glas – der Bauhaus-Stil ist längst zum Synonym für modernes Design geworden.

„Form follows function“

Ein wesentliches Merkmal des Bauhaus-Stils ist die Vorliebe für klare, rechtwinklige Strukturen. Der Kubus – also die Würfelform – wurde zur zentralen Gestaltungseinheit, sowohl in der Architektur als auch im Möbeldesign. Kein Zufall: Die Reduktion auf geometrische Grundformen entsprach exakt dem Wunsch nach funktionaler, rationaler Gestaltung.

In der Architektur zeigt sich das am deutlichsten: flache Dächer, glatte Fassaden, rechte Winkel. Gebäude wie das Bauhaus in Dessau oder die Weißenhofsiedlung in Stuttgart setzen auf Struktur statt Dekor, auf Kuben statt Kuppeln.

© Haus und Gartentrends

Auch Möbel wurden kubisch gedacht: Sofas mit klaren Volumen, Regale als offene Gitterstruktur, Tische mit rechteckigen Flächen und minimalem Materialeinsatz.

Radikaler Humanismus?

Der Bauhaus-Stil wirkt oft kühl, fast technisch. Doch wer tiefer schaut, erkennt darin einen radikalen Humanismus. Als Walter Gropius 1919 das Bauhaus gründete, ging es ihm nicht nur um eine neue Formensprache. Es ging um ein neues Denken. Die Gesellschaft war erschüttert vom Ersten Weltkrieg, es herrschte Umbruch. I n dieser Situation wollte Gropius Design nicht als dekorative Spielerei verstanden wissen, sondern als gestaltende Kraft für eine bessere Zukunft.

© Shargiyya Huseynzade

In seinem Gründungsmanifest formulierte er den Wunsch, die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk aufzulösen. Architektur, Malerei, Typografie, Produktdesign – alles sollte zusammenwirken. Und alles sollte einem Ziel dienen: dem Alltag des modernen Menschen.

Die Bauhaus-Schule in Dessau, die Gropius selbst entwarf, wurde zum Sinnbild dieser Idee. Glasfassaden, Stahlträger, offene Grundrisse kennzeichnen sie. Wer wissen will, wie Gropius heute denken würde, erfährt das in folgendem Artikel: https://design-deluxe.at/artikel/architektur-fur-morgen-denken-mit-den-visionaren-von-gestern

Auch im Interior Design war das Bauhaus revolutionär. Möbel sollten leicht, funktional und industriell herstellbar sein , ganz im Gegensatz zur plüschigen Schwere des Historismus. Designer wie Marcel Breuer oder Ludwig Mies van der Rohe entwickelten Stühle und Tische, die nicht nur formal neu waren, sondern eine andere Haltung zum Wohnen ausdrückten: weniger Besitz, mehr Beweglichkeit. Der Freischwinger, der Stahlrohrstuhl, das modulare Regal, alle sie sind bis heute Bestseller.

© Irem Ceren Arikboga

Auch in der Grafik hat Bauhaus Spuren hinterlassen. Klare, serifenlose Schriften, starke Farbkontraste, reduzierte Layouts,

Damit Sie zwischen Theorie und Tapete nicht den Überblick verlieren, hat Design DE LUXE die prägnantesten Begriffe rund um den Bauhaus-Stil zusammengetragen – von A wie Abstraktion bis Z wie Zwischenraum.

A wie Abstraktion

Weg von Ornamenten, hin zur Form. Im Bauhaus-Stil wird das Wesentliche betont, wie Linien, Flächen, und Geometrie. Kein Schnörkel, kein Überfluss. Die Abstraktion ist kein intellektuelles Spiel, sondern das visuelle Rückgrat der Moderne.

F wie Funktionalität

„Form follows function“: dieser Leitsatz wurde im Bauhaus nicht nur zitiert, sondern gelebt. Möbel sollten stapelbar, Räume effizient, Materialien ehrlich sein. Es ging nicht um Dekoration, sondern um Demokratisierung durch Design.

© Martyna Sowik

G wie Gropius

Walter Gropius war der Gründer des Bauhauses und ein Visionär, der Kunst und Handwerk auf Augenhöhe brachte. Seine Gebäude – etwa das Bauhaus Dessau , sind heute Ikonen des Neuen Bauens. Er dachte interdisziplinär, lange bevor der Begriff Mainstream wurde.

K wie Kontrast

Schwarz trifft auf Weiß, Stahl auf Glas, Kreis auf Quadrat. Der Bauhaus-Stil spielt mit Gegensätzen, nicht zur Provokation, sondern zur Klarheit. Alles ist durchkomponiert und dabei stets in Balance.

M wie Modularität

Vor allem im Möbeldesign zeigt sich der modulare Gedanke: Elemente, die sich kombinieren, erweitern, anpassen lassen. Ob ein Tisch von Marcel Breuer oder ein Regal von Josef Albers, Bauhaus denkt in Systemen, nicht in Einzelstücken.

T wie Typografie

Die Bauhaus-Schrift ist sachlich, linear, geometrisch und ein Statement. Keine Serifen, keine Spielereien. Sie soll lesbar sein und Haltung zeigen. Der Einfluss auf modernes Grafikdesign? Bis heute enorm.

Z wie Zwischenraum

Im Bauhaus-Stil zählt auch das, was nicht da ist: Leere Flächen, Lichtachsen, visuelle Ruhe. Der Zwischenraum wird zur Bühne für das Wesentliche – und zur stillen Kraft hinter jeder Komposition.

Titelbild: © AI-Artist: Oliver Gast

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