Emotion, Ausdruck und Statement: Doch wie setzt man kräftige Farben stilvoll ein? Und welche Designer prägen diesen farbenfrohen Stil?
Während jahrzehntelang neutrale Töne die Wohntrends bestimmten, erobern nun kräftige Farben die Innenarchitektur – von satten Blautönen über vibrierendes Orange bis zu tiefem Smaragdgrün. Mutige Farbkonzepte inszenieren Räume, verleihen ihnen Charakter und machen sie zu einem Spiegel der Persönlichkeit ihrer Bewohner.
Räume inszenieren
Ein leuchtendes Rosa in der Küche, ein dunkelgrünes Schlafzimmer oder ein sattes Gelb im Wohnzimmer – wer mutig Farbe bekennt, kann Räume völlig neu definieren. Doch damit der Einsatz von kräftigen Farben stilvoll wirkt, braucht es Balance und gezielte Akzente.

Ein bewährter Ansatz ist die 50-30-10-Regel: 50 % des Raumes sollten eine Hauptfarbe bestimmen (z. B. eine kräftige Wandfarbe), 30 % eine ergänzende Farbe (z. B. Möbel oder Teppiche), und 10 % setzen Akzente (z. B. Accessoires oder Kunstwerke). Eine weitere Strategie ist die monochrome Gestaltung, bei der verschiedene Nuancen einer Farbe kombiniert werden, um Tiefe und Spannung zu erzeugen.

Licht spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Die Schweizer Farbforscherin Katrin Trautwein, Gründerin von kt.COLOR, betont die Bedeutung natürlicher Pigmente. „Farbe lebt von Licht. Eine Wand in tiefem Blau kann je nach Tageszeit und Beleuchtung sanft und beruhigend oder dramatisch und intensiv wirken“, erklärt Trautwein, deren Manufaktur exklusive Farben für Architekten und Designer entwickelt.

Design-Ikonen
Mut zur Farbe ist kein neuer Trend – einige Designer haben ihn seit Jahrzehnten perfektioniert. Design Deluxe stellt die wichtigsten Vertreter vor.
India Mahdavi, die französisch-iranische Designerin, steht für lebendige Farbwelten, die Räume fast surreal wirken lassen. Ihr bekanntestes Werk ist das Londoner Sketch-Restaurant, dessen Interior in bonbonfarbenen Tönen ein einzigartiges Erlebnis schafft. Mahdavis Designphilosophie: „Farbe ist die einfachste Art, einem Raum Freude zu verleihen.“

Ein weiterer Pionier der Farben ist Verner Panton. Der dänische Designer war bereits in den 1960er- und 70er-Jahren Vorreiter des farbigen Wohnens. Seine ikonischen Möbel, wie der Panton Chair, und seine psychedelischen Farbwelten beweisen, dass mutige Farben nicht nur Akzente setzen, sondern ganze Räume verwandeln können.
Das spanische Architekturbüro SelgasCano Arquitectos geht noch einen Schritt weiter: Ihre Projekte sind oft experimentelle Farbbomben. Besonders das Serpentine Pavilion 2015 in London zeigt, wie transparente und leuchtende Farben eine völlig neue Raumwirkung erzeugen können.

Auch die österreichische Designerin Laura Karasinski beweist, dass Farbe nicht nur mutig, sondern auch elegant eingesetzt werden kann. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen verspielter Opulenz und raffinierter Farbharmonie – ein Ansatz, der besonders in der Hotellerie und Gastronomie gefragt ist.
Tipps für ein farbenfrohes Zuhause
1. Mutig, aber mit Plan: Nicht alle Wände müssen farbig sein – oft reicht es, nur eine Wand oder die Decke in eine kräftige Farbe zu tauchen.
2. Kontraste bewusst einsetzen: Eine knallige Wand wirkt besonders gut, wenn sie mit neutralen Möbeln kombiniert wird.
3. Materialien mitdenken: Farben wirken auf matten Oberflächen ruhiger, während glänzende Materialien sie intensiver erscheinen lassen.
4. Farben testen: Lichtverhältnisse können Farben stark verändern – daher am besten Probeanstriche machen.
5. Accessoires nutzen: Wer sich nicht an bunte Wände wagt, kann mit farbigen Kissen, Teppichen oder Kunstwerken starten.