Die internationalen Designmessen Maison & Objet und Paris Déco Off 2025 haben eines deutlich gemacht: Das kommende Jahr steht im Zeichen der Individualität, Nachhaltigkeit und eines neuen Verständnisses von Luxus.
Paris war auch zu Jahresbeginn 2025 wieder das Epizentrum der Designwelt – und die Messen Maison & Objet sowie Paris Déco Off haben eines deutlich gemacht: Nachhaltigkeit ist gekommen, um zu bleiben. Doch neben grünen Konzepten prägen auch luxuriöse Materialien, nostalgische Designs und mutige Farbwelten die Interior-Welt. Zwischen handgefertigten Statement-Pieces, poetischen Farbtönen und kreativen Inszenierungen zeigen sich klare Trends, die Design und Lifestyle in eine neue Ära führen.
Maison & Objet machte gleich beim Betreten klar, dass Nachhaltigkeit kein bloßes Schlagwort mehr ist, sondern ein Grundprinzip. Schon die Eintrittskarten, gefertigt aus umweltfreundlicher Kartonage, waren ein dezenter, aber wirkungsvoller Fingerzeig. Recycelte Materialien, langlebige Designs und ein bewusster Umgang mit Ressourcen bestimmten das Bild. Möbel aus Altholz, natürliche Textilien wie Leinen und Wolle und modulare Konzepte setzten ein starkes Zeichen für verantwortungsbewusstes Design. Unter dem Motto „Sur/Reality“ wagte die Kreativszene einen neuen Blick auf surrealistische Gestaltungskonzepte. Die Bandbreite der Ideen erstreckte sich von kunsthistorischen Inspirationen bis hin zu völlig neuartigen, visionären Ansätzen. Wie Messe-Direktorin Mélanie Leroy erklärt, widmet sich die Maison et Objet in diesem Jahr dem 100-jährigen Bestehen dieser künstlerischen Bewegung und zeigt, wie stark sie das heutige Design und die moderne Wohnkultur prägt. „Die Ausstellung lädt dazu ein, in fantasievolle Traumwelten einzutauchen, dem Alltag zu entfliehen und durch Technologien wie Künstliche Intelligenz neue, faszinierende Realitäten zu erleben.“
Der Titel Designer of the Year 2025 ging an die britische Künstlerin Faye Toogood, die für ihren einzigartigen Stil bekannt ist.
Ein echtes Highlight war das Hospitality-Projekt „What’s New?“, das Designer Julien Sebban für Uchronia inszenierte. Eine 200 Quadratmeter große Erlebniswelt, die klassische Gastfreundschaft neu definierte. Ob Café-Bar mit auf den Kopf gestellten Proportionen, ein Master Bedroom, das zum surrealen Traumraum wurde, oder ein Gartenbereich, der Sport und Natur in einer poetischen Symbiose vereinte – hier wurde Design zu einer interaktiven Erfahrung.
Die Farbpalette? Sanft, luxuriös und voller Subtilität. Perlmuttschimmerndes Creme, Champagnergold und sanftes Elfenbein dominierten die Kollektionen und brachten Eleganz mit einer Spur Zurückhaltung in Wohn- und Hospitality-Konzepte.
Ein weiterer Fokus lag auf runden, organischen Formen – geschwungene Sofas, ovale Tische und sanft gerundete Spiegel sorgten für ein Ambiente, das Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt. Und dann waren da noch die asiatischen Einflüsse: Kräftige Farben, kunstvolle Muster und traditionelle Ornamente wurden neu interpretiert und setzten markante Akzente. Note to self von Designerin und Künstlerin Toogood: Es gibt keine Regeln!
Paris Déco Off hingegen feierte die Rückkehr zum luxuriösen Minimalismus. Loro Piana Interiors präsentierte eine Kollektion, die auf kompromisslose Qualität setzt. Ultra-feine Wish® Merino-Wolle mit einem Hauch Kaschmir, samtiges Leinen in satten Farben und Teppiche, die durch pure Haptik bestechen. Das Design? Klar, reduziert, aber mit raffinierten Details. Der Palm Wicker Armchair von Raphael Navot brachte mit handgeflochtenem Rattan einen Hauch Natur ins Spiel, während Francesca Lanzavecchia mit „Trama“ einen Raumtrenner schuf, der Holz und Textil in perfekter Balance hält. „Die 2025-Kollektion ist eine Hommage an Purheit und Handwerkskunst“, erklärt Francesco Pergamo von Loro Piana Interiors.
Einen echten Wow-Moment bescherte Bisazza mit einer neuen Marmorkollektion, inspiriert von byzantinischen Ikonen. Studio Fuksas verwandelte antike Motive in luxuriöse, moderne Muster, während Arte mit der Tapetenkollektion „Marquesa“ tropische Träume an die Wände brachte. Das Design „Fenua“ mit sanften Palmenmotiven auf feinem Sisal? Ein Must-have für alle, die sich das Fernweh nach Hause holen wollen.
Doch Paris Déco Off zeigte auch, dass Braun die Farbe des Jahres ist. Von Mocha Mousse über tiefes Schokoladenbraun bis hin zu sandigen Tönen – Braun steht für Wärme, Eleganz und Zeitlosigkeit. Kombiniert mit Gold, Kupfer oder warmem Beige bringt es eine natürliche, entspannte Atmosphäre in jeden Raum.
Und dann ist da, wenn man noch die verspielte Seite des Designs: „Everyday Hopecore“ und »Cluttercore« bringen Leichtigkeit und Freude zurück. Bunte Farben, Retro-Elemente und charmante Details lassen das Zuhause wieder zum fröhlichen Rückzugsort werden.
Der Interior-Trend »Cluttercore« hat auf TikTok bereits über 90 Millionen Erwähnungen gesammelt – doch was verbirgt sich dahinter? Expertinnen zufolge ist es mehr als nur ein chaotischer Einrichtungsstil, der von liebgewonnenen Dingen und persönlichem Krimskrams lebt. Vielmehr spiegelt er eine gesellschaftliche Entwicklung wider, die sich zunehmend auf mentales Wohlbefinden konzentriert. In einer Welt, die oft von Minimalismus und Perfektion geprägt ist, setzt Cluttercore auf Individualität und emotionale Verbundenheit. Statt starren Designregeln zu folgen, geht es darum, Räume zu schaffen, die Freude bereiten und in denen man sich wirklich zuhause fühlt.
Auch der Trend des „warmen Minimalismus“ gewinnt zunehmend an Bedeutung. Er kombiniert die klare, reduzierte Ästhetik des klassischen Minimalismus mit einer einladenden, wohnlichen Atmosphäre. Klare Linien und neutrale Farben treffen auf natürliche Materialien, sanfte Lichtquellen und organische Formen – eine harmonische Verbindung, die für Ruhe und Geborgenheit sorgt. Dabei steht nicht mehr nur die Reduktion im Fokus, sondern das Schaffen eines schlichten, aber dennoch behaglichen Ambientes, das Wärme und Natürlichkeit ausstrahlt. „Neutral Good“ sozusagen.
Trends kommen nie ohne ein Comeback aus – und heuer heisst dieses zweifelsohne Art Déco.
Ob das Chrysler Building, Yves Saint Laurents Pariser Apartment oder Coco Chanels ikonische Spiegeltreppe – Art Déco bleibt ein Synonym für zeitlose Eleganz und Raffinesse und feiert ein glamouröses Comeback. Geometrische Muster, polierte Metalle und luxuriöse Materialien wie Samt prägen den Stil, während Gold- und Schwarztöne für zeitlose Eleganz sorgen. Doch die Neuinterpretation geht über reinen Luxus hinaus: Warme Texturen wie Pergament und Lack, kombiniert mit natürlichen Elementen wie Holz und Stroh, verleihen dem Look eine tiefere, greifbare Dimension. Der Stil, der einst für opulenten Optimismus stand, zeigt sich heute vielschichtiger und weniger streng, wodurch er eine einladende Alternative zu den kühlen Minimalismustrends der letzten Jahrzehnte bietet. Dennoch erfordert die moderne Umsetzung von Art Déco ein feines Gespür für Balance und gezielte Akzente.