Holz ist nicht nur schön, gesund und vielseitig. Richtig behandelt, bringt es einen gefühlten Waldspaziergang in die eigenen vier Wände.
Fast die Hälfte Österreichs ist mit Wald bedeckt – und dieser ist für das Land nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch eine wahre Schatzkammer: Nach Angaben der Wirtschaftskammer Österreich erwirtschaftet die heimische Forst- und Holzwirtschaft eine Bruttowertschöpfung von über elf Milliarden Euro im Jahr – einen Anteil von 3,2 Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung, der 300.000 Arbeitsplätze sichert, die nicht nur zum Wohlstand des Landes, sondern vor allem auch zur besonderen Kompetenz Österreichs beitragen, wenn es um das Handwerk rund ums Holz geht – das zwischen Vorarlberg und Kärnten so ausgereift und kunstvoll ist wie nur in wenigen anderen Ländern der Welt. „Das beginnt bereits bei dem Wissen um die Holzreifung“, berichtet Georg Emprechtinger, Waldbesitzer, Chef von Team 7 und Vorsitzender der Berufsgruppe Möbelindustrie der Fachgruppe Holzindustrie in der WKO. „Schon bei der Frage, wie ich das Holz lagere, ist viel Wissen gefragt. Das ist ähnlich wie bei der Reifung von Wein oder Käse – man kann es entweder richtig machen oder zu brutalen Methoden greifen“, verdeutlicht er. Wichtig sei, dass man etwas vom Holz verstehe, eine Liebe zu und viel Erfahrung damit habe – Eigenschaften, die in Österreich durch die lange Tradition reichlich vorhanden sind. „Die Generationen von Holzhandwerkern und anderen Fachleuten sind eine riesige Stärke im internationalen Vergleich“, so der Unternehmer. Die Stärke wissen auch Traditionsbetriebe wie Mafi zu nutzen: „Wir setzten dort auf Technologie, wo Reproduktion und Genauigkeit benötigt werden, beispielsweise bei der Nut-Feder-Verbindung“, so Christian Hemetsberger, Head of Marketing & Communication. „Handarbeit kommt bei uns dann zum Zug, wenn es das Gespür für Ästhetik und Design braucht. Hier hat Österreich durch seine lange Tradition der Holzverarbeitung, aber auch durch den nahezu tägliche Kontakt der Menschen mit echtem Holz einen großen Pool an Talent und Know-how. „Diese handwerklichen Techniken haben sich über Jahrhunderte entwickelt, und auch die BOKU treibt beispielsweise die Holzforschung voran“, unterstreicht Emprechtinger; das Zusammenspiel aus Handwerk, Technik und Wissenschaft auf Augenhöhe sei ein wichtiges Asset. Genau wie die klaren Forstgesetze, die seit Jahrhunderten dafür sorgen, dass am heimischen Wald kein Raubbau betrieben.
Poliert, gebürstet oder verkohlt
Die Österreicherinnen und Österreicher wissen die Produkte, die der heimische Wald ihnen liefert, zu schätzen. Ob poliert, glatt geschliffen oder gebürstet, gewachst, geölt oder auch kunstvoll angebrannt: Den Veredelungstechniken sind im Land der Wälder keine Grenzen gesetzt – und die Liebe zu echtem, vollem, natürlich behandeltem Holz ist in der Coronazeit noch einmal gestiegen. „Die Nachfrage nach regionalen naturbelassenen Produkten steigt auch in der Innenraumgestaltung stetig an“, berichtet etwa Adrian Capellari, Vertriebsleiter von Admonter, dessen Unternehmen ausschließlich mit Natur- und Altholz arbeitet, das zu knapp 85 Prozent aus österreichischer Forstwirtschaft stammt. Auch Johann Scheuringer, CEO von Josko, stellt diesen Wunsch nach dem Echten, Ursprünglichen immer stärker fest: „Der Rohstoff Holz trifft genau diese Sehnsucht und dieses Verlangen der Menschen und entspricht gerade deswegen dem Zeitgeist“, berichtet er. „Ich denke, dass es hier keineswegs nur um einen Trend, sondern um einen echten Wertewandel und Umdenkprozess geht. Um ein großes Bedürfnis und eine tiefe Sehnsucht der Menschen. Corona verstärkt, dass viele Menschen Wertigkeiten überdacht und neu priorisiert haben.“
Gezielte Rustikalität
Optisch ist dabei die Vielfalt des Holzes immer noch eines der größten Assets, auch wenn sich immer wieder neue Trends, etwa bei den Böden, beobachten lassen: „Derzeit sind dunkle Böden sehr gefragt und ein ruhiges Oberflächenbild mit wenig Astlöchern oder Rissen“, berichtet Hemetsberger. „Der Trend bewegt sich etwas weiter weg von der Rustikalität beziehungsweise zum gezielten Einsatz von Rustikalität als Kontrast.“
Produziert werden die Böden nicht nur im Hause Mafi, sondern auch bei den anderen Qualitätsherstellern und Manufakturen so nachhaltig wie möglich. „Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, wir arbeiten regional, um Transportwege kurz zu halten und CO2 zu sparen, und Abfälle der Bodenproduktion werden zu Pellets verarbeitet“, so Hemetsberger. Auch bei Admonter spielt das Thema eine wichtige Rolle: „Nachhaltigkeit beginnt bei uns in der Auswahl unserer Rohstoffquellen und der optimierten Nutzung des Rohstoffs, wo möglichst jedes Holzstück eine Komponentenverwendung findet“, so Capellari. Außerdem werde produktionsbedingte Prozesswärme für die Einspeisung in das Fernwärmenetz für 200 Haushalte in Admont genutzt und das gesamte Benediktinerstift Admont mit Wärme versorgt.
Natur hat ihren Preis
Allerdings haben die wachsenden Ansprüche an nachhaltige, wertige Holzprodukte auch ihren Preis – und der geht derzeit steil nach oben. „In den letzten Monaten ist der Holzpreis rasant gestiegen“, so Scheuringer. „Die Gründe dafür sind vielfältig und in einem internationalen Zusammenhang zu denken. Gesamt betrachtet, bewirken Rohstoffknappheit, ein weltweiter Bauboom sowie politische Umstände eine exorbitante Preissteigerung von Holz.“
Wobei das, was man dafür bekommt, einen Wert hat, der definitiv nicht nur monetär zu bemessen ist. Denn abgesehen von der Schönheit echter Holzprodukte hat das Material auch andere wunderbare Eigenschaften, wie Emprechtinger betont: „Holz nimmt Feuchtigkeit und Gerüche auf und gibt sie wieder ab, regelt das Raumklima, wirkt stark antibakteriell und antistatisch. Und wenn man es natürlich belässt, hat Holz all die Vorteile und Wirkungen, die man von einem Waldspaziergang kennt“, bringt es der Experte auf den Punkt.