Eine Sokrates-Büste für zuhause – als Buchstütze oder Deko-Objekt? Was bei vielen vielleicht für eine hochgezogene Augenbraue sorgt, nennt sich auf Social Media „hellenistic revival“.
Plattformen wie „The Ancient Home“ aus Budapest haben Götter, Poeten, mythische Figuren – oder eben auch Philosophen – im Repertoire. Kaum jemand wird sein Wohnzimmer in einen griechischen Tempel verwandeln wollen, aber so ein Polster mit Mäander-Muster da oder eine Kerze mit Säulen- Relief dort, das kann man machen. Oft geht das Ganze dann auch ein bisschen in Richtung Pop- oder Street-Art, gerade bei Büsten. Fakt ist: das hellenistische Comeback hat seine Ursprünge in der Wertschätzung der Architektur. Hohe Säulen, Symmetrie, quadratische oder rechteckige Grundrisse, Steinstruktur – oder um das Ganze auf eine etwas metaphorische Ebene zu heben: Einheitlichkeit, Einfachheit, perfekte Proportionen und eine sich daraus ergebende Harmonie. Dieses Erbe Griechenlands fasziniert, mehr als die Bauweise anderer Länder. Wie sonst sind Marmor-Beistelltische in Säulenform – etwa Kion von Urbi et Orbi in Athen – zu erklären? Auch das Gefäß Àpeiro („Unendlichkeit“) des Keramikstudios Chous in Sparta ist so ein Beispiel. Sie stehe für Reinheit, Ernsthaftigkeit – und bleibende Werte. Gemäß dem Ethos der Spartaner: Philosophieren bedeute vereinfachen.

Raue Schönheit
Auch Remo Masala bringt diese Assoziationen aufs Tableau. Gemeinsam mit Michaela de Wagt und Jan Andres hat er zwei Strand-Häuser auf Naxos – umgeben von weißen Sanddünen, Zedern und Wacholderbüschen. Die Entfernung zum Strand: 200 Meter. „Definitiv gibt es einzigartige griechische Einflüsse“, sagt er, das Wort „Stil“ geschickt vermeidend. „Es geht um Formen, Pro-portionen und die Balance“, so Masala. Die Häuser des Trios, „Anise & Ouzo“ strahlen mit ihrer Fassade aus Kiefernholz mit dunklem Walnuss- Finish genau diese Ausgeglichenheit aus, in einer sophisticated Version. Minimalistisch, eindeutig. Masala, dessen Karriere zwischen den Branchen Hotellerie und Branding oszilliert, schwärmt von der rauen Schönheit der Kykladen-Insel. „Das Licht, die Landschaft, der Vibe! Naxos war für uns drei die perfekte Leinwand – für einen Rückzugsort, an dem die Gäste runterfahren können und zu einem einfacheren Lebensstil finden.“

Way of life
Remos spricht also doch noch von einem Stil, wenn dieser auch nichts mit Design zu tun hat. „Die Mittelmeer-Länder teilen einen gewissen ‚Way of life‘, das hat auch viel mit der Verbindung zur Natur zu tun.“ Unser Häuser fügen sich in die Umgebung ein, sie entwickeln sich mit der Zeit. Der Spirit von ‚Anise & Ouzo‘ würde sich auch auf Ibiza oder Sizilien entfalten.“ Die Zwillingshäuser, die jeweils bis zu 12 Personen beherbergen können, forcieren das Miteinander. Innen und außen verschmelzen miteinander, Holz, Stein, Leinen, eine natürliche Farbpalette – die griechische Göttin Harmonia hätte ihre Freude daran. Remos Trick für zuhause: „Weniger Möbel, mehr Qualität. Die Dinge einfach halten, auf natürliche Materialien setzen and da- durch Orte schaffen, an denen man im Moment leben kann.“ Eine Outdoor-Küche sei immer eine gute Idee und mit unkomplizierten Sitzmöbeln – wie Beanbags – liegt man nie falsch. Am besten in Nuancen wie olivengrün oder „farniente yellow“ (Nobodinoz), das erdet zusätzlich. Schade, dass es „Naxos sanctuary“ noch nicht gibt. Nur so eine Idee – die Farbe der „Anise & Ouzo“- Fassaden ist einfach zu schön.
Die vollständige Griechenland-Strecke finden Sie in der neuen Design Deluxe Printausgabe, die ab 25.4.2025 erhältlich ist.
(c) Anise & Ouzo; Chous