Zwischen Haute Decoration und Maximalismus – DESIGN DE LUXE präsentiert die zur Zeit angesagtesten Designer der französischen Interiorszene.
Er gilt als die Inkarnation des French Touchs: der Architekt Oscar Lucien Ono und Gründer der Agentur Maison Numéro 20 stattet heute nicht nur Privathäuser, sondern auch Hotels und Restaurants in Saint Barth, Paris, Düsseldorf oder Madrid aus. Maison Numéro 20 ist eine aufstrebende Signatur der Pariser Haute Décoration und existiert seit fast zehn Jahren. Oscar Lucien Ono koordiniert das Know-how und das Kunsthandwerk der Innenarchitektur mit Projekten, bei denen die Maßanfertigung im Vordergrund steht.
Hotels, große Häuser und andere Institutionen des Nachtlebens wie das Paradis Latin mit ihren tiefen und zeitlosen Farbtönen tragen seine Handschrift Oscar Lucien Ono hat keine Angst vor Farben und Materialien und mixt gekonnt alt und neu. Der Gewinner des Hospitality Award hat Kunstgeschichte studiert und lässt sich gerne von den Werken seiner Lieblingsmaler Tizian oder Caravaggio beeinflussen. Seine Agentur Maison Numéro 20 liegt gegenüber dem Bois Visconti, einem versteckten Garten in Saint-Germain-des-Prés, und profitiert vom Lokalkolorit sprich der unmittelbaren Nähe zu den renommiertesten Verlegern, Design-Showrooms, Antiquitätenhändlern und Kunstgalerien der französischen Hauptstadt. Dank dieses unerschöpflichen Fundus an Entdeckungen setzt er seinen theatralischen und eklektischen Stil durch, der seine ganz persönliche Vision von Raffinesse und Eleganz vereint. Jeder Décor soll einzigartig sein, deshalb schätzt er die Zusammenarbeit mit Kunsthandwerkern wie Lison de Caunes oder Cedric Pelletier, die nach seinen Skizzen und Vorstellungen ihre Entwürfe – von handgearbeiteten Lampen bis Wandfresken – in seine Projekte einarbeiten.
Das gekonnte Spiel mit Materialien unterstreicht die einzigartige Atmosphäre seiner Inszenierungen, denn bei ihm ist die Welt Bühne. Ono jongliert gekonnt und geschickt mit Metallen, Lacken, Stoffen und Leder, Samt und lackiertem Holz und verbindet zeitgenössischen Überschwang mit eleganten Proportionen und klassischen Formen. Sein Motto – und somit Inspirationsquelle und Impuls -nur keine (Schwellen)angst vor Materialmix. Mit anderen Worten – Kunst wird bei ihm zur Lebenskunst.
Auch das neue Hotel voco und sein dazugehöriges Restaurant an der Pariser Porte de Clichy wurden von Oscar Lucien Ono neu gestaltet: die marokkanischen Zeligfliesen in ockerbraun und smaragdgrün umhüllen gekonnt die Betonstützpfeiler im Restaurantbereich des neuen Pariser Hotels, mit Bast umwickelte Lampen verströmen dezent warmes Licht. An der Bar à Rhum (Rumbar) in der Mitte des Restaurants lädt die ovale Form zum kommunikativen Verweilen ein und plötzlich fühlt man sich fast ein bisschen wie Hemingway in La Havana. Kein Wunder, der Pariser Architekt reist fürs Leben gerne und inspiriert sich bei seinen zahlreichen Trips ins Ausland an allem, was er so sieht: Farbkombinationen, Formen, aber auch am lokalen Kunsthandwerk.
In den Zimmern des Hotels voco findet man deshalb tabakbraune Leinenkissen, Lampen aus Keramik und dick flauschige Kelims, die jeglichen Lärm im Keim ersticken mit geometrischen Mustern – die Farbpalette harmoniert zwischen tabakbraun und ockergelb. Im Boutiquehotel Nabis am Fuss des Sacre Coeur kamen viel Gold und Blau zum Einsatz- Boudoirstil und Montmartre befinden sich hier in perfekter Osmose – die Bäder sind aus Marmor , die komfortablen Zimmer leuchten in Grün- und Blautönen oder Dunkelrot – das legendäre Moulin Rouge ist schliesslich nur einen Steinwurf entfernt. Die gelungene Mischung aus Belle Epoque und Art Deco wirkt jedenfalls charmant. So charmant, dass er neulich auch für eine Kundin an einem österreichischen See zur Tat geschritten ist. Mehr darf noch nicht verraten werden.
Der Stilmix der Pariser Innenarchitektin Dorothée Meilichzon ist längst zu ihrem Markenzeichen geworden. Sie kombiniert gewagt Tapetenmuster, Zementfliesen und Vintagestoffe, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Sämtliche Hotels und kulinarischen Hotspots der französischen Hauptstadt, aber auch in London, Menorca und New York tragen zur Zeit ihre Handschrift. Und auch die internationale Presse verfolgt ihren Parcours mit Aufmerksamkeit- kein Wunder, diese Frau hat Stil. Die knapp Vierzigjährige, die in der renommierten Rhode Island School of Design in New York Grafikdesign studiert hat, kam eigentlich rein zufällig zur Innenarchitektur. Ihr erstes Projekt, das Pariser Boutique-Hotel Paradis gibt heute bereits den (neuen) Ton in der Pariser Hotellerieszene an: frecher Mustermix an den Wänden, Vintagemöbel in der Lobby, schlichte aber plüschige Gemütlichkeit auf den Zimmern. Ganz besonders begehrt ist im Hoel Paradis die 33 M2 grosse Suite unter dem Dach, wo sofort Zuhausefeeling eintritt. Mit dicken Holzbalken, schrägen Wänden und Blick auf die weisse Zuckergusskirche Sacre – Cœur. Ich dachte beim Einrichten an Träume, Wolken, Himmel und Vögel. Auf einigen Wänden fliegen Paradiesvögel, ich wollte dem Hotel einen Hauch von Poesie verleihen, so Meilichzon über ihre Arbeit.
Die französische Innenarchitektin hat mittlerweile auch auf der Balearensinsel Menorca ihre Spuren hinterlassen: ein ehemaliges Arméehauptquartier wurde von ihr zu einem unwiderstehlichem Boutiquehotel, dem Hotel Experimental mit Spa, Boutique und eigenem Yogaplatz mit Meeresblick umfunktioniert. Ganz besonders begehrenswert: die neun Casitas mit Privatpool. Und statt anonymer Einheitsdeko findet man hier Finca Flair. An den Wänden in der Lobby hängen Strohhüte statt Bilder, in den Zimmern findet man rosa Wände mit beruhigender Wirkung, Korbtaschen und Lampen aus Keramik von ortsansässigen Designern, die zum Glück auch im hoteleigenen Shop zum Verkauf angeboten werden. Für den Urlaub nach dem Urlaub.
Nach vielen Jahren in Paris beschloss die Designerin Laurence du Tilly die Stadt endgültig zu verlassen und sich in der Normandie niederzulassen. Hier hatten wir alle Ferien seit unserer Kindheit verbracht, es war für uns fast eine Selbstverständlichkeit, dem Wirbel des Pariser Lebens zu entfliehen. L’Annexe, das etwas heruntergekommene Nebengebäude des Familienwohnsitzes, wurde restauriert, um ab sofort Familie und Freunde empfangen zu können. Mit einer gekonnten Mischung aus alten Steinen und zeitgenössischer Architektur, mitten auf dem Land, haben sie einen kleinen Kokon des Wohlbefindens kreiert, eine Oase des Friedens, damit auch ihre Gäste neue Energie tanken können. Mittlerweile richtet Laurence du tilly auch die Privathäuser anderer ein. Und entwickelt nebenbei ihre eigene Möbellinie – Couchtische, Esstische, Lampen, Picknicktische. Ihre Kreationen aus Metall harmonieren perfekt mit dem rustikalen Ambiente. Ihre Philosophie: das perfekte Gleichgewicht zwischen Trend, Schlichtheit und Zeitlosigkeit zu finden, das teilen und weitergeben, was ihr so sehr am Herzen liegt: das Wohlbefinden zu Hause, die Gastfreundschaft à la française: denn auf dem Land zu leben, heisst nicht, isoliert zu sein, ganz im Gegenteil.
“Die eigenen vier Wände so zu gestalten, dass sie unser Wesen widerspiegeln, sie so gestalten dass wir uns „zu Hause“ fühlen und auch andere sich dort wohlfühlen, ist für mich von größter Bedeutung. Ich gehe bei meinen Kunden so vor, wie ich es auch bei mir zu Hause tue. Besondere Sorgfalt lege ich auf die Wahl der Möbel, ein schlichtes und warmes Interior, viel helles Holz für den skandinavischen Touch. Ich kümmere mich ganz besonders um den Außenbereich, um das Leben im Freien geniessen zu können, sobald die Sonne scheint. Ich mixe gerne verschiedene Stilrichtungen, um dann meinen eigenen zu kreieren. Vintage-Möbel mit Kreationen bekannter Designer, genau wie bei mir zu Hause. Hängeleuchten aus Glas, die sie bei einem Antiquitätenhändler in Delhi gefunden hat, skandinavische Wandleuchten aus Helsinki, … Gerade bei einem Ferienhaus sollte man auf Détails achten und besonders die kleinen Dinge pflegen. In einem Umfeld aufzuwachen, das glücklich macht, schützt und spendet Kraft. Aber es sind nicht nur die Möbel, sondern vor allem die kleine Aufmerksamkeiten, all diese kleinen Details, die den Menschen Freude und Vergnügen vermitteln, die ein gelungenes Interior ausmachen. Das sind frische Blumen, eine gut riechende Seife, Leinenbettwäsche und weiche Kissen, frisches Brot, das morgens hingelegt wird, eine Auswahl an duftenden Teesorten, Holzscheite, die bereit sind, in den Ofen gelegt zu werden und natürlich hübsche Bücher zum Schmökern.
Auch dem Pariser Architektenduo Jouin Manku sagt man einen gewissen Hang zur Theatralik nach. Das Duo, das unter anderem das Palasthotel Mamounia in Marrakech, das Pariser Headquarter des legendären Juweliers Van Cleef & Arples an der Place Vendome und seinen Flagshipstore in Seoul, ein Hotel in der Champagne oder das neue Restaurant von Sternekoch Ducasse in Bangkok neu gestaltet hat, liebt es, traditionsreiche Handwerkskunst mit spektakulären Effekten zu kombinieren. Das Appartment 3B in Paris ist beispielsgebend und setzt auch mit kleinen aber feinen Details hochkarätige Akzente: Nischen aus Messing, wobei Bücher oder kleine Dekoobjekte unter einer Glasglocke verschwinden, ein massgeschneiderter offener Kamin, Fresken an den Wänden oder Nachtkästchen und sogar Badezimmerwände aus Leder.
Mit ihren 27 Jahren kann Sophie Lacroix bereits auf fast sechs Jahre Erfahrung zurückblicken. Im Jahr 2017, als sie noch an der Penninghen studierte, wurde sie auf der Paris Design Week für ihr Sideboard namens “Iris” als „Neues Designtalent“ ausgezeichnet. Als sie von ihrer Jury entdeckt wurde, arbeitete sie fast zwei Jahre lang mit dem renommierten Pariser Architektenduo Gilles & Boissier zusammen und führte internationale Wohnprojekte durch, bevor sie 2021 Bureau Lacroix gründete und sich von einem Team talentierter Architekten und Designern umgibt. So realisiert Sophie Lacroix 2023 das Restaurant Siena Saint Honoré in Paris, die Einrichtung eines Beach Clubs in Griechenland sowie drei weitere Restaurants in Paris und einige Wohnprojekte, die sich noch in der Entwicklung befinden. Die Agentur zeichnet außerdem in Zusammenarbeit mit Robin Poupard für eine Kollektion von Objekten aus Walnussholz und Marmor für den Frühstückstisch des Four Seasons Hotel George V verantwortlich.
Parallel dazu hat Sophie Lacroix auch eine eigene Möbel-Kollektion namens « Iris » entworfen: Tische, Leuchten und Sitzgelegenheiten, echte Zeitzeugen, die für die Ewigkeit konzipiert sind. “Schnellebigkeit ist nichts für mich, ich will zeitlose Möbel entwerfen, die Trends mühelos übersehen und umgehen können.” Das Restaurant Siena an der Place Saint Honoré befindet sich ihre neueste Kreation- die Gestaltung des Restaurants Siena ist ihre Hommage an das Dolce Vita Flair Italiens- ein 900m2 grosser Gourmettempel auf zwei Ebenen verteilt, der von Sophie Lacroix eingerichtet und dekoriert wurde. Auf Wunsch des Eigentümers, der viel in das Projekt investiert hatte, skizzierte die junge Innenarchitektin auch einen mediterranen Palazzo, der Orientalismus und schräge Romantik miteinander verbindet. Schon im Eingangsbereich wird der Ton angegeben: die ersten Fresken -ein patiniertes Blumendekor der Maler Rosatelier sind auf den in Siena-Tönen gehaltenen Wänden zu sehen. Ich bin bei der Gestaltung des Restaurants so vorgegangen, als würde ich mein eigenes Esszimmer zu Hause einrichten. Kleine intime Nischen und gemütliche Sitzbänke aus altrosa Samt sollen die Intimsphaere gewähren. So eine Sitzbank aus Samt schafft auch in jedem privaten zuhause eine tolle Atmosphaere.”
Nicht nur im Bezug auf die Farbpalette hat sich die Architektin von den Fresken der Renaissance-Paläste inspirieren lassen. Mit jeder Gestaltung will ich eine Geschichte erzählen. Diese warmen Farben sollen uns schon im Eingangsbereich in eine andere Welt versetzen. Die warme Farbpalette zwischen rosé-ocker und gold lassen uns den Alltag vergessen – und die Gäste wollen ja nicht nur kulinarisch verwöhnt werden, sondern – pourquoi pas – Lust haben, am Ende des Abendessens das Tanzbein zu schwingen.