Der Radius, in dem wir unseren Alltag verbringen, ist einmal größer, einmal kleiner. Durch den Einfluss der Pandemie schrumpfte er teilweise auf das eigene Zuhause. Im Mittelpunkt dieses Radius steht meist ein Sessel, wie der Österreicher den Stuhl nennt.
Essen, arbeiten, plaudern, lernen, entspannen – all das findet in unserer westlichen Gesellschaft meistens sitzend statt. Das macht die Ansprüche an Stühle so vielfältig und für Designer zur Königsdisziplin. Sitzgelegenheiten sollen sich nicht nur ästhetisch ins Gesamtbild des Wohnbereichs fügen, sondern auch bequem und stabil sein. In dem Moment, in dem wir Platz nehmen, vergessen wir das Aussehen, andere Aspekte gewinnen unsere Aufmerksamkeit. Vieles, was selbstverständlich scheint, fällt erst auf, wenn es fehlt: wenn es drückt, juckt, wackelt oder knarrt.
In die Entwicklung eines Stuhls fließt viel Detailarbeit, viele Entscheidungen. In der Vergangenheit waren oft neue Materialien und Verarbeitungstechniken Inspiration für jene Stühle, die wir heute als Klassiker kennen. Einen schönen, funktionalen Stuhl zu schaffen, der etwas Neues hat, gehört zu den schwierigsten Aufgaben für einen Designer – denn er steht in Konkurrenz zu Jahrtausenden Stuhlgeschichte. Das hält aber die jungen Designer nicht davon ab, sondern motiviert sie umso mehr.
In der Praxis: Vor allem bequem
Auf der einen Seite die Designer und Hersteller, auf der anderen die Nutzer. Dazwischen ist der Handel als Vermittler. „Ein Stuhl ist einer der wichtigsten Einrichtungsgegenstände. Wir sitzen einige Stunden pro Tag, bewirten unsere Gäste – hoffentlich irgendwann wieder mehr – am Esstisch. Das klassische Sofa verliert an Bedeutung. Damit Sitzen nicht zur körperlichen Belastung wird, sollte ein Stuhl ergonomischen Gesichtspunkten unterworfen und vor allem bequem sein“, erklärt Walter Kandut, der das Wohnstudio Agentur Kandut in Wien betreibt. Im deutschen Stuhlhersteller KFF hat er für sich den idealen Partner gefunden, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. „Ein Zusammenspiel von Design, langjähriger Erfahrung in der Entwicklung und der nötigen Kompromissfähigkeit geben jedem Stuhl seinen eigenen Charakter“, schwärmt Kandut. KFF legt Wert auf Sitzkomfort und interpretiert klassische Themen neu. So erinnert etwa die Linie Gaia mit ihrer raffinierten Rückenpolsterung aus mehreren Elementen an eine Blüte.
Trotz der schwierigen Situation des Handels in den vergangenen Jahren sieht Kandut die Zukunft der Branche optimistisch: „Der Trend, alles online einzukaufen, funktioniert bei Sitzmöbeln nur bedingt, ohne darauf zu sitzen, kann man böse Überraschungen erleben.“