Wo früher Rattanlounge und Hochbeet residierten, steht heute die Outdoorküche – und ja, manchmal sogar mit DJ-Pult und Nebelmaschine.
Es beginnt mit einem leichten Klangwechsel – das Klacken von Eiswürfeln, das Surren eines Mixers, das leise Zischen eines Grills. Nicht aus dem Küchenraum, sondern vom anderen Ende des Gartens. Hier ist nämlich die Outdoorküche platziert. Doch was früher oft rustikale Holztheke oder metallische Grillstation war, ist heute ein vollwertiges, ästhetisch durchkomponiertes Ensemble aus Technik, Material, Atmosphäre und Architektur.
Die Verschmelzung von Innen- und Außenraum ist längst mehr als eine gestalterische Spielerei. Sie ist Ausdruck eines neuen Wohnverständnisses: Grenzen lösen sich auf, Funktionen verlagern sich, Lebensqualität wird räumlich erweitert. Besonders die Küche – als emotionaler wie funktionaler Mittelpunkt des Wohnens – ist prädestiniert für diesen Transfer ins Freie. Und kaum ein anderes Segment hat in den vergangenen Jahren einen solchen Innovationsschub erlebt wie die luxuriöse Außenküche.

Grill und Groove
Eines der ikonischsten Produkte in diesem Feld kommt aus Österreich: Mit der ROCK.AIR hat Martin Steininger eine Outdoorküche geschaffen, die Design, Technik und Skulpturalität auf ein neues Niveau hebt. Ihr klarer, monolithischer Charakter erinnert an architektonische Betonskulpturen – gefertigt aus Aluminium oder Naturstein, extrem widerstandsfähig, reduziert im Ausdruck, maximal in der Präsenz. Die einzelnen Funktionsmodule – Grill, Wok, Kühlschubladen, Spülbecken – verschwinden hinter flächenbündigen Fronten, mit einem Push-to-Open-System, das so präzise arbeitet wie ein Schweizer Uhrwerk. Die Küche wird im geschlossenen Zustand zur minimalistischen Skulptur – und offenbart erst auf Interaktion ihre kulinarische Intelligenz.

Dass diese Designsprache nicht an der Funktion endet, zeigt Steininger mit der Erweiterung: In Zusammenarbeit mit Pioneer wurde ein DJ-System integriert, inklusive professioneller Technik, Beleuchtungssteuerung, Nebelmaschine und sogar Discokugel. Damit wird der Außenraum nicht nur zur Erweiterung des Wohnzimmers, sondern zur Bühne – für gesellige Abende, private Events oder spontane Sommernächte, in denen Kulinarik und Klang ineinanderfließen.
Angepasst an Ort und Klima
Ganz anders, aber nicht weniger luxuriös ist der Zugang des italienischen Herstellers Rifra. Bekannt für seine puristischen Innenküchen, überträgt RiFRA dieselbe kompromisslose Material- und Formensprache in den Außenraum. Die Outdoorlinien aus satiniertem Edelstahl, widerstandsfähigem Steinzeug und Hochleistungskeramik verbinden mediterrane Leichtigkeit mit industrieller Präzision. Jede Küche wird als maßgeschneidertes Unikat gefertigt, angepasst an Ort, Klima, Nutzung und architektonischen Kontext. Ob auf einer Rooftop-Terrasse in Mailand oder im weitläufigen Garten eines Landhauses – die Outdoorküchen wirken nie wie applizierte Fremdkörper, sondern wie konsequente Erweiterungen der gebauten Umgebung.

Herkunft und Handwerk
Ähnlich ortsbezogen denkt auch das österreichische Unternehmen stone4you, das sich auf Outdoorküchen aus Naturstein spezialisiert hat. Die Materialwahl ist hier nicht nur stilistisches Statement, sondern eine Frage der Haptik, Patina und Alterung. Kalkstein, Granit, Schiefer – bewusst regional bezogen und verarbeitet – erzählen Geschichten von Herkunft und Handwerk. Die Küchen wirken dabei fast archaisch – reduziert auf klare Volumen, hohe Massivität und handwerkliche Präzision. Die Steinoberflächen altern mit Würde, sie speichern Wärme, trotzen Wetter, setzen Kontraste zur Vegetation. Zugleich integrieren sie neueste Küchentechnik von Gaggenau, BORA oder Steel – fast unsichtbar, aber funktional kompromisslos.

Drehmechanismus im 90-Grad-Winkel
Die Outdoor-Küche Turntable wurde von Breitwieser für Sommertage und lange Abende unter freiem Himmel konzipiert – und überzeugt durch eine Kombination aus Ästhetik, Funktionalität und intelligenter Gestaltung.
Bis ins Detail durchdacht, bietet sie denselben Komfort wie eine klassische Küche im Innenraum. Großzügiger Stauraum nimmt Kochutensilien elegant auf, von Töpfen bis zum Besteck. Der Clou liegt jedoch in ihrer Beweglichkeit: Die Arbeitsfläche lässt sich mit einem Drehmechanismus im 90-Grad-Winkel erweitern – so entsteht im Handumdrehen zusätzlicher Platz zum Vorbereiten, Servieren oder geselligen Verweilen mit einem Glas Wein in der Hand.
Als kompakter Küchenblock entworfen, lässt sie sich flexibel von allen Seiten nutzen. Laden öffnen sich in beide Richtungen, wodurch sich intuitive Bewegungsabläufe nahezu von selbst ergeben. Unterstützt wird dieses ergonomische Konzept durch weiche Formen und fließende Linien, die das Auge lenken – hin zu den ausgewählten Materialien, allen voran dem Naturstein.

Golden Viper, ein dunkler Stein durchzogen von goldschimmernden Adern, verleiht der Küche nicht nur optische Tiefe, sondern auch Widerstandsfähigkeit: Die Oberfläche hält dem Schneiden ebenso stand wie einem verschütteten Glas Prosecco.
Ist der Sommer vorbei, wird die Küche kompakt zusammengeführt. Die Elemente lassen sich zusammenschieben, der Stauraum verschwindet unter der Tischplatte – ein Handgriff, und der sogenannte „Turntable“ ist winterfest. Auch dank der frostresistenten Eigenschaften des verwendeten Granits.
Die Anforderungen steigen
Was alle diese Konzepte eint, ist die Abkehr vom temporären Außenmöbel hin zur dauerhaften, integrierten Architektur. Die Outdoorküche ist kein Beiwerk, sondern Bestandteil eines kuratierten Außenraums – Teil eines architektonischen Gesamtkonzepts, das Innen und Außen nicht mehr trennt, sondern als durchgängige Lebenswelt versteht. Sie ist Bühne, Werkstatt, Treffpunkt und Rückzugsort zugleich. Und sie verlangt nach Planungstiefe: nach Kenntnis der Lichtführung, der Witterung, der Topografie – aber auch nach einem feinen Gespür für Abläufe, Nutzungslogiken und soziale Dynamik.
Für Planer:innen, Innenarchitekt:innen und Hersteller aus dem Premiumsegment bedeutet das: Die Anforderungen steigen. Materialien müssen nicht nur schön, sondern auch dauerhaft sein. Technik muss robust, aber unsichtbar funktionieren. Und Design muss mehr können als beeindrucken – es muss integrieren, steuern, verwandeln.
(c) Steininger, Rifra, Stone4You; Breitwieser/Felix_Hohagen_Photography