Eine massive Glasplatte, die sich nur durch ihr Eigengewicht auf zwei elegant geschwungenen Holzelementen hält und fast schwebend erscheint. Ein Balanceakt zwischen Schwere und Leichtigkeit, zwischen Ost und West sowie zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Der „Coffee Table“ von Isamu Noguchi gilt als eines der ikonischsten Möbelstücke der Designgeschichte. Der Bildhauer und Designer selbst bezeichnete ihn als seinen besten Entwurf – wohl auch, weil er die biomorphe Formensprache seiner Plastiken aus Bronze und Marmor auf unverfälschte Weise in ein skulpturales Möbelstück übertrug.
Die Entstehung eines Klassikers
Bereits in den späten 1930er Jahren experimentierte Noguchi mit organischen Tischformen, unter anderem für das Haus des damaligen Direktors des Museum of Modern Art in New York. Doch erst 1944 verfeinerte er das Design, das schließlich als legendärer „Coffee Table“ in die Geschichte einging. Drei Jahre später begann die Serienproduktion unter der Leitung von George Nelson bei Herman Miller, wo das Modell als IN-50 vertrieben wurde. Die Konstruktion des Tisches ist ebenso schlicht wie genial: Die schwere Glasplatte liegt lose auf den beiden Holzträgern auf und wird allein durch ihr Eigengewicht stabilisiert. Diese durchdachte Einfachheit macht den Tisch nicht nur funktional, sondern auch zu einem wahren Kunstobjekt, das sich in jede Wohnumgebung harmonisch einfügen kann.
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Isamu Noguchi wurde 1904 in Los Angeles geboren. Als Sohn des japanischen Dichters Yone Noguchi und der amerikanischen Schriftstellerin Leonie Gilmour wuchs er in verschiedenen Kulturen auf, was sein künstlerisches Schaffen prägte. Nach seinem Studium an der Columbia Universität und der Leonardo da Vinci Art School erhielt er 1927 ein Guggenheim-Stipendium. In Paris arbeitete er als Assistent des berühmten Bildhauers Constantin Brancusi und stellte bald darauf seine ersten Werke in New York aus. Später vertiefte er seine künstlerischen Kenntnisse in China und Japan, wo er traditionelle Pinselzeichnungen und keramische Techniken erlernte. Diese interkulturellen Einflüsse spiegeln sich in Noguchis vielseitigem Werk wider. Er entwarf nicht nur Möbel, sondern schuf auch Skulpturen, Bühnenbilder, Leuchten, Interieurs sowie öffentliche Plätze und Gärten. Sein organischer Stil prägte nachhaltig das Design der 1950er-Jahre und beeinflusst bis heute zahlreiche Gestalter.
Der Coffee Table heute
Seit 2002 produziert das Schweizer Unternehmen Vitra in enger Zusammenarbeit mit der Isamu Noguchi Foundation in New York Re-Editionen des Coffee Table. Dieses Möbelstück bleibt ein zeitloses Meisterwerk, das Kunst und Funktion in perfekter Harmonie vereint und bis heute Designliebhaber weltweit begeistert. Noguchis Credo, den Osten und Westen in seiner Kunst zu verbinden, findet in diesem eleganten und skulpturalen Tisch seine ideale Verkörperung.
(c) Vitra