Inspiration vom Profi

Sein Buch „Styling Tips & Tricks“ gibt es (noch) nur auf
Holländisch. Deshalb traf Design DE LUXE Nico Tijsen, Chefdesigner von Rivièra Maison, zum Gespräch.

In Ihrem Buch geben Sie dem Publikum Tipps aus der Trickkiste der Profis. Welche sind die Themen, die Sie ansprechen?
Als Designer ist es auch meine Aufgabe aufzuzeigen, was alles möglich ist. Deshalb geht es in meinem Buch um verschiedenste Bereiche: um Pflanzen genauso wie um Weihnachtsdekoration, um Schlafzimmereinrichtungen, darum, wie man Teppiche richtig einsetzt. All die Dinge, die ich für wichtig halte – ein Auszug aus 30 Jahren Erfahrung.

Gibt es so etwas wie eine Hauptbotschaft?
Ich denke, die Menschen sollten mehr über ihr Zuhause nachdenken. Nehmen wir das Schlafzimmer als Beispiel – das wird oft sehr stiefmütterlich behandelt, geradezu langweilig eingerichtet. Und ich denke mir, warum? Sie verbringen hier so viel Zeit. Ihr Schlafzimmer sollte wie ein zweites Wohnzimmer sein. Ich mag es, ein Schlafzimmer zu betreten und das Bett direkt vor mir zu sehen, es sollte mich willkommen heißen. Genauso wie im Wohnzimmer – ich mag es, wenn sich beim Betreten das Sofa „zu mir wendet“, wenn man so will. Mich zum Niederlassen einlädt. Sehr wichtig sind mir auch die Eingangsbereiche, Vorzimmer. Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck. Ich will keine Schuhe herumliegen sehen, Mäntel, die sich irgendwo türmen. Man sollte das alles in Schränken, Körben oder Ähnlichem verstecken. Wenn man ein Haus betritt, sollte es einladend, ansprechend und schön anzusehen sein und nicht wie ein großes Durcheinander aus Kleidung, Schuhen und Taschen.

Welche Materialien verwenden Sie gerne? Was sind Ihre Lieblingsmaterialien für ein Projekt?
Ich verwende sehr gerne Fliesen, oft in Kombination mit Tapeten und natürlichen Materialien, vielleicht mit Rattan-Elementen oder geschnitztem Holz – Materialien, die einem Raum Lebendigkeit verleihen. Farbkombinationen und Texturen sind sehr wichtig für mich – da kann eine Wand schon einmal mit Wolle bezogen sein.

Die Materialien, die Sie erwähnt haben, haben alle eine starke optische und haptische Wirkung – wie kombiniert man sie, ohne einen Raum zu überladen?
Meistens beginne ich mit einem zentralen Element: einer bestimmten Fliese, einer besonderen Farbe, einer besonderen Textur, und dann passe ich die anderen Elemente daran an. Wenn beispielsweise die Fliesen das Highlight sind, dann wird die Wand daneben eher eine einfarbige Tapete haben, vielleicht eine leichte Leinentextur. Ich achte also immer darauf, dass ein kleiner Kontrast zwischen den beiden Materialien herrscht, der eine gewisse Harmonie erzeugt. Nie stößt etwa eine Holzvertäfelung gegen Fliesen, das wäre einfach zu viel.

Lassen Sie uns über konkrete Projekte sprechen. Das wahrscheinlich Auffälligste am Restaurant Malo in Stuttgart ist das üppige Grün im Innenraum. Wie verwenden Sie Pflanzen im Kontext von Innenarchitektur?
Für Malo haben wir Pflanzen verwendet, die in Hydrokultur gezüchtet wurden. Diese Methode macht sie robuster für solche Umgebungen. Außerdem haben wir UV-Lampen in bestimmten Bereichen installiert, um die Pflanzen „glücklich“ zu machen. Was man für den privaten Bereich vielleicht mitnehmen kann, ist, auf die kleinen Details zu achten: Für Malo haben wir kleine, runde Glasvasen verwendet, in denen man das Wurzelwerk der Pflanzen sieht, das gibt eine ganz eigene Optik. Ich würde auch empfehlen, die Dekoration saisonal anzupassen – auch ein Innenraum sollte die Jahreszeiten, die Natur reflektieren. Im Herbst sieht man in meinem Zuhause überall Kürbisse.

Welche Pflanzenarten können Sie empfehlen, die robust beziehungsweise pflegeleicht sind?
Ich verwende gerne Strelitzien, Kentiapalmen, Geweihfarne, Sansevieria oder auch Kakteen.

Im nächsten Projekt – dem Hotel Papa Rhein – wirkt es, als würden Sie unterschiedliche Böden – Holz und Stein – einsetzen, um Zonen zu schaffen. Stimmt dieser Eindruck?
Ja, das ist teilweise richtig. Wir haben dafür auch große Teppiche eingesetzt. Teppiche schaffen Inseln, sorgen dafür, dass die Möbel harmonisch zusammenwirken und nicht einfach lose im Raum verteilt sind. Es wirkt viel einladender.

Eine ganze Wand in Papa Rhein ist mit Vintage-Holztüren verkleidet. Wie integrieren Sie solche Elemente, ohne dass es kitschig wirkt?
In einem modernen Kontext richtig eingesetzt, können solche Elemente durchaus elegant wirken. Papa Rhein hat ein großes Paneel in der Lobby. Es ist zwischen zwei Aufzügen auf einen Bereich von drei Metern Breite und fünf bis sechs Metern Höhe konzentriert. Wichtig ist, solche Elemente nicht zu „verstreuen“, sondern auf einen Blickfang zu reduzieren. Es könnte auch ein Kunstwerk oder ein großes Foto sein. Ich arbeite gerne mit solchen Elementen.

Gehen wir zu nächsten Projekt: Crash ist ein Büroprojekt in Rastede in Deutschland, ist das richtig? 
Ganz genau, es handelt sich um ein Bürogebäude, in dem ein junges Unternehmen untergebracht ist. Der Kunde wollte einen dementsprechend jungen Vibe im Industrial Style. Wir haben hier viele sehr prägnante Tapeten verwendet, weil sie – gemeinsam mit den großen Gemälden – einen ganz eigenen Charakter geben. Mit Tapeten kann man generell wunderbar Geschichten erzählen, deshalb setze ich sie so gerne ein.

Besteht dann nicht die Gefahr – vor allem in kleineren Räumen –, den Raum zu überladen?
Auch in kleinen Räumen können Tapeten ein sehr schönes Statement abgeben, man sollte keine Scheu haben, sie einzusetzen. Man kann beispielsweise ein dementsprechend ruhigeres Muster wählen. Auch finde ich es wichtig, dann nicht nur eine Wand zu tapezieren, sondern alle, weil das ein ruhigeres Gesamtbild ergibt. In meinem Ankleidezimmer habe ich sogar Tapeten an der Decke. Wichtig ist auch, wie lange ich mich in dem jeweiligen Raum aufhalte. Ich rate meinen Kunden oft: Wenn Sie einen schönen Flur haben, können Sie eine extravagantere Tapete verwenden, weil Sie nur für ein paar Minuten dort sind. Man betritt das Haus über einen Flur, sieht die wunderschöne Tapete und geht dann gleich weiter, in die Küche oder das Wohnzimmer. Diese Räume sollten dann etwas ruhiger gestaltet sein, weil man sich dort länger aufhält.

Gibt es etwas Abschließendes, das Sie unseren Lesern mitgeben wollen? 
Trauen Sie sich mehr! Manchmal muss man auch ein bisschen aus der eigenen Komfortzone herauskommen, damit man Neues entdeckt. Man sollte keine Scheu haben, etwas auszuprobieren.

Info:
Rivièra Maison gibt es in Wien exklusiv bei O’Style Living.
Singerstraße 11, 1010 Wien
ostyle-living.at