„Das Kochen ist eine Form der Kunst – Food Design gibt dieser Kunst ein Gesicht“, sagt David Chang, einer der wichtigsten Vertreter der Szene. Ein Spaziergang durch die Welt der sich wandelnden Ästhetik des Essens – von der Opulenz des Mittelalters bis hin zum Minimalismus der modernen Küche.
Essen ist weit mehr als nur eine Notwendigkeit – es ist ein Spiegelbild unserer Kultur, ein verbindendes Element zwischen Menschen und ein Ausdruck von Kreativität. Auf unseren Tellern finden sich nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Geschichten, Traditionen und Emotionen. Die Art und Weise, wie wir unsere Speisen zubereiten und präsentieren, hat sich im Laufe der Zeit zu einer Kunstform entwickelt, die als Food Design bekannt ist. In einer Welt, in der das Auge mitisst und ästhetisch ansprechende Gerichte auf Plattformen wie Instagram gefeiert werden, stellt sich die Frage: Was ist Food Design eigentlich? Und welche Wege führen zu einer Karriere in diesem kreativen Feld? Tauchen wir ein in die Welt des Food Designs und entdecken wir die Verbindung zwischen Kunst und Kulinarik.
Was ist Food Design?
Food Design umfasst die kreative Gestaltung von Lebensmitteln mit dem Ziel, sowohl ästhetische als auch funktionale Aspekte zu berücksichtigen. Es handelt sich um ein interdisziplinäres Feld, das Elemente aus Kunst, Wissenschaft und Kulinarik vereint und sich auch zu einem entscheidenden Faktor in der Lebensmittelindustrie entwickelt hat. Es geht darum, wie Lebensmittel produziert, Speisen präsentiert werden und welche Emotionen sie beim Konsumenten hervorrufen. Dabei fließen verschiedene Disziplinen ein, darunter Gastronomie, Produktdesign und sogar Psychologie.
Schöner essen seit der Antike
Die Wurzeln des Food Designs reichen bis in die Antike zurück. Bereits im alten Rom wurden Speisen kunstvoll angerichtet, um den Gästen ein visuelles Erlebnis zu bieten. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Präsentation von Speisen weiter – von den opulenten Festmahlen des Mittelalters bis hin zur minimalistischen Küche der modernen Gastronomie. Mit der industriellen Revolution veränderte sich auch die Lebensmittelherstellung grundlegend. Nun war der Mensch in der Lage, seine Nahrung so zu gestalten, wie es ihm gefiel. Das betraf vor allem auch die Lebensmittelindustrie, in der Food Designer immer gefragter wurden. Denn: Du bist, was du isst! In den 1960er-Jahren erlebte das Food Design einen Aufschwung, als Köche begannen, ihre Kreationen nicht nur nach Geschmack, sondern auch nach visueller Anziehungskraft zu gestalten. Mit dem Aufkommen von sozialen Medien und Plattformen wie Instagram hat sich dieser Trend noch verstärkt. Heute ist das Aussehen von Speisen oft ebenso wichtig wie ihr Geschmack.
Förderung von Genuss und Verkauf
Gerade für Lebensmittelhersteller gibt es zahlreiche überzeugende Gründe, die Gestaltung ihrer Produkte aktiv zu fördern und Nahrungsmittel neu zu interpretieren. Verfremdete Lebensmittel haben das Potenzial, eine breitere Kundschaft anzusprechen und eine positive Markenwahrnehmung zu fördern. Nicht zuletzt spielt auch die ansprechende Optik eine entscheidende Rolle beim Kaufentscheidungsprozess der Kunden. Eine harmonische und ästhetische Präsentation der Produkte kann dazu führen, dass Verbraucher eher geneigt sind, zuzugreifen und ihre Auswahl treffen. Die Kunst des Food Designs zeigt somit eindrucksvoll, wie durch gezielte Gestaltung sowohl der Genuss als auch der Verkauf von Lebensmitteln gefördert werden kann.
Food Designer sind kreative Köpfe, die sich darauf spezialisiert haben, Lebensmittel so zu gestalten und zu präsentieren, dass sie sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional sind. Sie arbeiten häufig in Restaurants, Catering-Unternehmen oder für Lebensmittelmarken und entwickeln Konzepte für Menüs, Verpackungen und Werbematerialien. Ein wichtiger Aspekt des Food Designs ist die Berücksichtigung von Trends und Zielgruppen.
Food Design als Wissenschaft
Um ein akademisch geprüfter Food Designer zu werden, gibt es an der „New Design University“ unter der Leitung von „Marcello“ Martin Helge Hrasko den Lehrgang Food & Design. Hierbei handelt es sich um einen projektorientierten dreisemestrigen Lehrgang, der sich mit zeitgemäßer Produkt- und Konzeptgestaltung auseinandersetzt. Die Studierenden werden mit internationalen Designtrends und Foodkonzepten konfrontiert. Sie schärfen ihre multisensorischen Sinne, überdenken ihr Essverhalten und erlernen den gesamten Ablauf von Food-Design-Prozessen, wodurch sie zu kritischen und experimentellen Designern heranreifen.
„Im Rahmen einer umfassenden und zugleich sehr komprimierten Ausbildung wird ein tiefgreifendes Bild von Gestaltungsprozessen rund um das Thema Ernährung geboten. Zu jedem Zeitpunkt steht der schöpferische Umgang mit Ernährungsfragen im Mittelpunkt. Nie ist Design ein behübschendes Aufpfropfen von sexy ‚Bling-Bling-Elementen‘. Vielmehr geht es um die substanzielle Arbeit an der Frage und dem Prozess.“ Zugangsvoraussetzungen sind die Reifeprüfung oder eine abgeschlossene Berufsausbildung mit einer mindestens zweijährigen facheinschlägigen Berufspraxis. Das Mindestalter beträgt 18 Jahre.
Food Designer versus Koch
Ein Koch und ein Food Designer können sich in ihren Rollen und Schwerpunkten überschneiden, aber es gibt auch wichtige Unterschiede zwischen den beiden. Köche sind in erster Linie für die Zubereitung von Speisen sowie Rezeptentwicklung verantwortlich und konzentrieren sich dabei auf traditionelle Kochtechniken, während sich Food Designer auf die kreative Präsentation und das Konzeptualisieren dieser Speisen oder Produkte fokussieren. Beide wollen ein schönes Endprodukt auf dem Teller, beide Rollen sind wichtig in der Gastronomie und tragen dazu bei, ein unvergessliches kulinarisches Erlebnis zu schaffen. Food Design kann Elemente aus verschiedenen Disziplinen wie Kunst, Architektur und Grafikdesign integrieren. Es geht nicht nur um das Essen selbst, sondern auch um das Gesamterlebnis. In vielen gastronomischen Einrichtungen arbeiten Köche eng mit Food Designern zusammen, um sicherzustellen, dass sowohl Geschmack als auch Präsentation harmonisch zusammenpassen, ebenso wie Fotografen gerne Food Designer zu Rate ziehen, da Texturen und Konsistenzen so ihre Eigenheiten haben.
Für Executive Chef Alexandru Simon vom Restaurant Glasswing in Wien ist die Optik aber nicht alles: „Wenn ich ein Gericht entwickle, stelle ich mir zu Beginn den Teller genau vor. Ich muss ihn visualisieren und mir genau überlegen, welches Material und Farbe er haben muss und was für eine Botschaft ich damit transportieren will. Das ist unglaublich wichtig. Aber – für mich ist das Aussehen nicht alles. Ich finde, dass wir heutzutage viel zu viel darüber nachdenken, wie alles aussehen soll. Das führt dazu, dass oft mehr Zeit für die Ästhetik verwendet wird als für den Geschmack. Wenn man schöne Teller haben will, sollte man überall Inspiration suchen, egal ob in der Kunst oder beim Spazieren in der Natur. Dann klappt das auch.“
Die gesamte Story finden Sie zum Nachlesen in der neuen Printausgabe des Design DE LUXE Magazins Nr.13