Hand trifft Herz – Pure Handwerkskunst

Es ist ein magischer Moment, wenn ein Produkt eine Geschichte über sich erzählt. Die Entscheidung dafür fällt dann nicht weiter schwer. Denn diese Geschichte handelt von den Menschen, die es erdacht, entwickelt und geformt haben.

Manufaktum – von Hand Gemachtes erlebt in der Designwelt eine Renaissance. Nicht alle Unternehmen können mit über Generationen weitergegebenem Wissen über echtes Handwerk oder gar mit einer Produktionsstätte, wo noch historische Werkzeuge zum Einsatz kommen, aufwarten. Das Handwerk ist mit den Traditionen einer Familie, eines Ortes oder einer Kultur eng verflochten, und darin liegt wohl der besondere Reiz eines Produktes, das durch viele Hände gegangen ist und nachhaltig große Freude bereitet. Design, das berührt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Ames
Ames

Ames – So bunt wie das Leben

„Jedes einzelne Produkt drückt die Persönlichkeit ihrer Hersteller aus und ehrt eine andere Facette der traditionellen Techniken Kolumbiens.“ Ana María Calderón Kayser, die Frau, die hinter Ames steckt, ist mehr als überzeugt von dem, was sie tut. Alle Designmöbel und -accessoires entstehen mit größtenteils lokalen Rohstoffen und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit kolumbianischen Artesanos und Artesanas mit kleinen, familiengeführten Ateliers, deren Können, Wissen und Sorgfalt in die Handarbeit fließen. So wird in der Region Santa Marta gerne die Webtechnik „momposino“ angewandt, bei der aus farbigen, recycelten PVC-Streifen von Hand um einen feuerverzinkten Stahlrahmen gewebt werden. Die traditionellen Produktionsmethoden, aus Blättern und Fasern von Palmen und Gräsern in Hüte, Körbe und Schmuck zu verwandeln, werden in die Kollektionen integriert. Schon die Herstellung der Fasern ist aufwändig. Von der Innenseite der Fique-Blätter abgezogen, werden sie gewaschen, gefärbt und gebürstet. Die farbigen Schnüre werden um Bündel aus Naturfasern gewickelt, die dann spulenförmig in die Körbe gewickelt werden. Für keramische Produkte arbeitet Ames mit zwei Familienunternehmen in Tolima zusammen, seit mehr als 300 Jahren ein Zentrum für Töpferei und Keramikproduktion in Kolumbien.

Ames

Alle Produktionsstufen finden hier statt: vom Ausgraben des Lehms über das Brennen in Öfen bis hin zum Polieren. Dabei sind Maisschalen eines der wenigen Werkzeuge, denn die meiste Arbeit wird von Hand erledigt. Wasser und Ton werden vermischt und in der Sonne getrocknet. Die dunkle Glasur wird auf die Vasen aufgetragen, bevor diese in einen mit Holz befeuerten Ofen gelangen. Die Stücke mit Halbedelsteinen werden poliert, um einen subtilen Schimmer zu erzeugen. Abgerundet wird das Sortiment mit Spiegel aus Pflanzenfasern der Iraca-Palme, deren Fasern aus den Blattstielen gewonnen und zerkleinert, danach gekocht, gespült und gebleicht werden. Gefärbt werden sie mithilfe von Samen, Blättern, Nüssen und Wurzeln, danach getrocknet und schließlich mit Pinzette, Nadeln und Zangen von Hand gewebt. Nicht zuletzt komplettieren die Kollektion Teppiche aus natürlichen oder gefärbten Garnen aus Schafschurwolle, manchmal kombiniert mit Metallfäden oder Palmfasern und auf traditionellen Webstühlen hergestellt in Ateliers in Santander und Boyacá. „Die Handwerker kennen eine breite Palette von Knüpf- und Webtechniken, die unsere Designer studieren, bevor sie mit dem Skizzieren beginnen. Auf diese Weise helfen diese alten Methoden moderne Teppiche herzustellen, die altes Wissen in einem neuen Kontext zeigen.“

Jan Kath
Jan Kath

Jan Kath – Mehr als ein roter Faden

Jan Kath hat das Image des Teppichs entstaubt und begeistert heute die ganze Welt mit seinen Kreationen, die die Tradition verehren, das Handwerk hochhalten und gleichzeitig moderne Techniken einbinden. „Mein Ziel ist es, die Antiquitäten von morgen zu schaffen. Dabei zitiere ich in meinen Arbeiten sehr oft seit Jahrhunderten tradierte Muster und interpretiere sie so, dass sie auch in unserer Welt verstanden und geschätzt werden.“ Neben der faszinierenden Knüpfkunst, die sich kaum verändert hat und auf dem über Generationen überlieferten Wissen der Knüpfer basiert, sind es die Materialien, die einen „Jan Kath“ ausmachen: feinste chinesische Seide – eine natürliche „Endlosfaser“, die in Handarbeit von den Kokons abgehaspelt, verzwirnt wird und für charmante Lichtreflexe sorgt –, tibetische Hochlandwolle mit hohem Lanolin-Gehalt von besonders wetterresistenten Schafen, die von Hand gekämmt und gesponnen wird und für ein angenehmes Raumklima sorgt, und neuerdings auch nepalesische Brennessel, gewonnen aus der Allo-Susni-Pflanze, die den Teppichen eine ausdrucksstarke Tiefe und eine robuste Haptik verleiht. Letztere wird von Bergbauern geerntet, getrocknet, nach ein paar Tagen entrindet, in einem Fass aus Eschenholz gegart, danach mit einem Holzhammer geschlagen, gelockert und erneut getrocknet. Um einen besonderen hellen Glanz zu erreichen, wird die Nessel nochmals in ein Gemisch aus Wasser und weißem Ton eingelegt, von Hand gesäubert und zu grobem Garn gesponnen. Doch der besondere Materialmix hat noch ganz andere Qualitäten, denn mit dem eigens entwickelten Art Finish Verfahren können das Design aufgrund der unterschiedlichen Reaktionen der Materialien noch weiter veredelt werden. Was es hier vor allem braucht, ist Geduld auf allen Seiten, denn es dauert mehrere Monate, bis der analoge Teppich seinem digitalen Zwilling gleicht und fertigt geknüpft ist. Der von Jan Kath in Katmandu geschaffene „Rug and Art Space“ würdigt die außergewöhnliche Leistung der Knüpfer, denen man dort über die Schulter schauen darf, wie sie Reihe für Reihe ein neues „Uni-Kath“ erschaffen.

Jan Kath

Lasvit – Glas in den besten Händen

„Von Hand gefertigte Gegenstände tragen den Abdruck der Liebe ihrer Schöpfer, was ihnen ein einzigartiges Aussehen und vor allem ein besonderes Gefühl verleiht. Sie strahlen eine künstlerische und humanistische Energie aus, die selbst in völliger Dunkelheit zu spüren ist.“ Dieses Credo schwingt in den Produktionshallen der tschechischen Glasmanufaktur Lasvit, die 2007 von Leon Jakimič gegründet wurde. Schon viel länger, nämlich seit mehr als 1000 Jahren sind die traditionellen Glasverarbeitungsmethoden in Nordböhmen und werden als immaterielles Kulturerbe der UNSECO weitergetragen. Der grundlegende kreative Ansatz von Lasvit stützt sich auf die Erfahrungen von zwei für das Handwerk entscheidenden Glashütten – Chřibská 1414, der ältesten Glashütte Europas, und der Glashütte Ajeto, die dafür bekannt ist, dass sie die Regeln der Glasherstellung ständig schmilzt, biegt und neugestaltet. Es ist aber nicht nur das Bewahren eines Erbes wie die alte böhmische Handwerkskunst, die sich hier auf ein Rendezvous mit modernster Technologie einlässt. Auf authentische Weise entstehen hier Lichtgestalten aus mundgeblasenem Glas: keine Objekte und Leuchten, sondern viel mehr zu Skulpturen und Installationen. Viele namhafte Designer wie Nendo, Ross Lovegrove, Daniel Libeskind, Zaha Hadid, Maarten Baas, die tschechischen Legenden René Roubíček und Bořek Špekí sowie der junge Maxim Velčovský, der heute Art Director von Lasvit ist und die Zukunft des Unternehmens schärft, konnten sich der Faszination des Materials nicht entziehen. So entstanden in der Zusammenarbeit mit Lasvit ganze Sammlungen aus Glas, das die Glasmeister in reines Licht und Design zu verwandeln wissen. Die traditionellen Methoden werden immer weiter technisch perfektioniert, wenn auch der letzte Schliff immer noch von Hand kommt – so werden die etablierten Praktiken für die Glasmacher zur Spielwiese für ihre Experimente. Stillstand gibt es hier nicht, doch das Glas in all seinen Formen, so wie es hier gemacht wird, ist für die Ewigkeit.

Lasvit
Lasvit
Lasvit

Das gesamte Story finden Sie zum Nachlesen in der neuen Printausgabe des Design DE LUXE Magazins Nr.13