Das Gefühl von Zuhause

Ankommen, da sein, wohlfühlen. Egal, ob es nur ein harter Arbeitstag war, es draußen einfach wenig einladend ist oder man vom Urlaub zurückkommt: Die Freude auf die eigenen vier Wände ist wohl eine der größten. Und das hat viele Gründe.

Klar: Rausgehen, etwas erleben, Neues entdecken gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Menschen. Gerade im Sommer, wenn die Tage lang sind und die Nächte lau, werden alle flügge, tanken Kraft und Energie. Doch jeder Sommer hat ein Ende, und damit kommt auch die Vorfreude auf alles Kuschelige zurück – für sich selbst und vor allem für das eigene Zuhause.

Zurück auf den Teppich

Eine der besten Methoden, einen Raum mit einer großen Portion Gemütlichkeit auszustatten, ist ein Teppich, der im Idealfall eine dauerhafte Liaison mit einem schönen Naturholzboden eingeht. Doch es sollte natürlich nicht irgendein Teppich sein, insbesondere, wenn Produktionsweise und Nachhaltigkeit eine Rolle spielen sollen. Ein aufmerksames Auge darauf und noch mehr hat der aus einer Teppichhändlerfamilie stammende deutsche Designer Jan Kath, der – inspiriert von den gemeinsamen Reisen mit seinem Vater nach Nepal und in den Iran sowie später durch Asien und den Orient wie auch nach Metropolen wie Paris, Istanbul, New York, Tokio, Beirut oder Sydney – gezielt mit Sehgewohnheiten bricht und strenge Gestaltungsregeln über Bord wirft. „In klinisch durchgestylten Wohnungen mit hochglanzpolierten Betonböden fühlt sich niemand wirklich wohl“, erklärt Jan Kath. „Unsere Teppiche sind ein organisches i-Tüpfelchen, Wohlfühlinseln, die im coolen Interieur heilsam wirken, ohne den Style zu zerstören.“ Während er in seinem Design weitsichtig progressiv ist und in seinen Kreationen der Reiz des Fehlerhaften, der Erosion und der Verwandlung eine zentrale Rolle spielt, gibt er sich in puncto Qualität kompromisslos konservativ. Der Teppich per se ist für ihn etwas Einendes, Harmonisierendes und sehr Emotionales: „Ein Teppich bildet das Herz des Raums. Wo er liegt, da halten wir uns gerne auf und kommen zusammen. Teppiche sind Wohlfühlinseln, die für Behaglichkeit sorgen. Das hat nicht nur mit der Optik zu tun, sondern auch mit den verwendeten Materialien. Teppich ist auch ein haptisches Erlebnis, wir spüren ihn unter unseren Füßen. Und noch eine Eigenschaft ist aus meiner Sicht ganz wichtig: Ein Teppich schluckt den Schall, in einem Raum, in dem ein Teppich liegt, hallt es viel weniger. Auch das ist ein Wohlfühlfaktor.“

Teppichdesigner Jan Kath holt sich Ideen für seine Entwürfe auf seinen vielen Reisen.

Auf dem Design District im Oktober in Wien wurde Jan Kath im Rahmen der Ausstellung von Rahimi & Rahimi präsentiert. „Wir arbeiten schon seit über 15 Jahren mit Jan Kath zusammen. Schon damals haben wir seine große Begabung und sein unglaubliches Gespür für Teppiche erkannt. Zudem wollten wir als Unternehmen mehr in den modernen Bereich gehen und haben uns für die Zusammenarbeit mit Jan Kath entschieden“, so Rahimi, der die Repräsentanz von Jan Kath in Österreich innehat. Das Besondere war, dass der deutsche Teppichdesigner, der oft und gerne als Ausnahmetalent bezeichnet wird, die Teppichwelt revolutionieren wollte und begonnen hat, klassische Motive neu zu interpretieren. „Jan Kath veränderte nicht nur das Design, sondern brachte auch neue Techniken ins Spiel, was uns immer besonders begeistert hat“, erzählt Rahimi. „Er hat beispielsweise mit einer speziellen Brandtechnik gearbeitet, die eine Art ‚used look‘ hervorgebracht hat. Damit war er einer der Ersten, die Teppichen ein modernes Gesicht verliehen haben.“ Eine Spezialität von Jan Kath ist, dass er mit echten Materialien wie reiner Seide, Brennnesseln etc. arbeitet. Auf diese Weise ist es ihm gelungen, eine neue Epoche der Teppichkunst einzuläuten: alte Handwerkskunst neu interpretiert.

An Traditionen anknüpfen

Auch der Grazer Harald Geba, der ebendort seit den 1980er-Jahren erfolgreich seine eigene Teppichgalerie führt, hat die Faszination der Knüpftechniken, die er auf seinen vielen Reisen kennen und lieben gelernt hat, nie wieder losgelassen. Die Galerie Geba ist selbst eine Entdeckungsreise voller Unikate, ein wahrer Fundus an textilen Kunstwerken, die einen Raum nicht einfach nur verschönern, sondern ihn grundlegend verändern.

Geba-Teppiche gehen durch viele Hände, bis sie dann einen Platz im Wohnbereich finden.

Der persönliche Besuch im historischen Gewölbe wird mit einem offenen Ohr sowie mit Ideen und Lösungsvorschlägen belohnt – kompetente Beratung in allen Richtungen zu einer Tasse Kaffee oder Tee. Im Gespräch erfährt der Kunde weit mehr als nur Maße, Knotenanzahl und Flor-Varianten. „Die Qualität eines Teppichs beginnt tatsächlich im Grünen: Die in Nepal verarbeitete Wolle stammt von Hochgebirgsschafen aus dem Tibet. Sehr lange Fasern und viel Wollfett sind besondere Eigenschaften, die die Tiere in ihrem rauen Habitat schützen und die ideale Basis für langlebige Teppiche sind – vorausgesetzt, die Verarbeitung erfolgt so schonend, dass die natürlichen Eigenschaften erhalten bleiben“, erzählt Harald Geba, der auch Online-Beratungen anbietet sowie einen Home-Service, bei dem mit ausgewählten Teppichen vor Ort ein Besuch abgestattet wird. Besonders wichtig sind ihm die Wertschätzung der Arbeit, die hinter einem solchen Teppich steckt – sowohl in einem bereits fertigen im Geschäft als auch in einem individuell nach Kundenwunsch maßgeschneiderten Exemplar –, vor allem aber faire Bedingungen für seine Partner: „Von der Schur der Schafe bis zum fertigen Stück gehen unsere Teppiche durch viele Hände. Das Tun dieser Hände soll nicht durch Zwang und Ausbeutung, sondern durch Freude und Zufriedenheit motiviert sein. Daher folgt unsere Teppichproduktion den Regeln des Labels STEP, mit dem wir uns zu sozialem Engagement und zu fairen Bedingungen verpflichten und entsprechenden Kontrollen unterwerfen.“

Auf dem Mehr-Weg

Einen ganz anderen Weg wählt der deutsche Teppichproduzent Object Carpet, der sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema der Materialkreisläufe auseinandersetzt und daraus versucht, innovative Ansätze herauszufiltern. So wurde auf dem Salone del Mobile 2022 das Projekt Future Perfect präsentiert, das gemeinsam mit dem Architektur- und Designbüro UNStudio, der Foundation Fashion Research Italy, der Designakademie YAC sowie mehreren Designunternehmen wie Kvadrat, Cesare Roversi oder DeltaLight initiiert wurde. Das übergeordnete Ziel der Initiative ist es, eine Designkollektion im weitesten Sinne des Wortes zu schaffen, die eine neue Annäherung an Design und Nachhaltigkeit ermöglicht. Das Konzept besteht nicht darin, übrig gebliebene Produkte zu recyceln, sondern sie neu zu verwenden, indem sie so kombiniert, überschrieben und verändert werden, dass sie ihre ursprünglichen Eigenschaften beibehalten. Aber es geht noch weiter: Object Carpet hat es sich zum Ziel gesetzt, den qualitativ hochwertigsten, gesündesten, nachhaltigsten und ersten vollständig kreislauffähigen Teppichboden der Welt zu entwickeln. „No time to waste“ heißt die Devise für diese bisher größte Herausforderung des Unternehmens, und so entsteht gerade in einer neuen Kooperation zwischen Object Carpet und Niaga (rückwärts gelesen Again) der erste zirkuläre Teppichboden aus einem Monomaterial.

Gesunde, nachhaltige Teppichböden entstehen bei Object Carpet.

Mit Niaga konnte ein Partner gefunden werden, der Technik- und Materialkompetenz in diese Entwicklung einbringt. „Der verantwortungsvolle Umgang mit Umwelt und Natur sowie Kunden und Mitarbeitern ist Teil der Unternehmenskultur von Object Carpet. Wir setzen auf gesunde und nachhaltige Teppichböden und forschen und entwickeln uns hier stetig weiter“, sagt Daniel Butz, Geschäftsführer Object Carpet. „Wie sieht der Teppich der Zukunft aus? Kreislauffähig? Unendlich recycelbar? Aus einem Material? Ressourcenschonend? Zusammen mit Niaga haben wir die Lösung bereits entwickelt: den ersten zirkulären Teppichboden. Eine Investition in die Zukunft, auch für den Produktionsstandort Krefeld. Ganz nach dem Motto: Kill waste. Design for reuse. Join us – join the future.“