In Zeiten von globaler Erwärmung und Rekord-Hitzewellen wird es immer wichtiger, die eigenen Innenräume kühl zu halten. Dafür bieten sich verschiedene designstarke Lösungen an.
Einen externen Sonnenschutz kauft man nicht jeden Tag – außerdem bleibt er für viele Jahre Teil der Fassade. Man sollte sich also vor der Anschaffung gut überlegen, was man eigentlich vom neuen Beschattungssystem erwartet, so Lisa-Marie Woltmann vom Hersteller Warema. „Ein wesentlicher Faktor ist die Nutzung der Räume.“ Generell gibt es drei Grund-Bauarten der Außenbeschattung: Die horizontal angebrachte Markise, die wie ein Dach fungiert und transparentere Textilien erlaubt; die vertikale Jalousie (gut, um das Tageslicht in einem Wohnraum zu regulieren); und den Rolladen (er kann verdunkeln und ist ideal fürs Schlafzimmer). Außerdem sollte man schon vorab die Größe des Sonnenschutzes festlegen, rät Klaus Wuchner vom Markisenhersteller Markilux. Denn nicht jedes Modell eigne sich auch für jede Fassade. Bei sehr tiefen Terrassen oder Balkonen benötige man etwa eine Markise mit großem Ausfall. Allgemein gilt: Wirklich wirksam ist nur außenliegender Sonnenschutz. Denn heutzutage werden standardmäßig Wärmeschutzfenster verbaut. Durch ihre isolierte Verglasung bleibt die Wärme der Sonnenstrahlen im Raum – das ist energieeffizient, heizt im Sommer allerdings auf. Außenliegender Sonnenschutz sorgt dafür, dass Sonnenstrahlen erst gar nicht das Fensterglas erreichen.
Prominent im Trend
Was das Design angeht, sollte man sich überlegen, ob der Sonnenschutz als prominentes gestalterisches Element erscheinen oder in den Hintergrund zurücktreten soll, empfiehlt Lisa-Marie Woltmann von Warema. Aktuell gehe der Trend dahin, dass der ausgefahrene Sonnenschutz die Fassade durchaus mitgestalten darf. Eingefahren soll er hingegen möglichst unsichtbar bleiben. Deshalb werden Blenden beziehungsweise Anlagen oft in Schächten oder unter Putz eingebaut. Generell gewinne bei der Fassadengestaltung die farbliche Anpassung des Sonnenschutzes stark an Bedeutung. So kann auch bei unterschiedlichen Sonnenschutzsystemen eine einheitliche Optik kreiert werden, die gut mit Fenster und Fassade „matcht“. Und auch Rollläden gibt es längst nicht mehr nur im „Einheitsgrau“, sie bieten ebenfalls spannende Optionen für die Gestaltung. Die optische Wirkung kann auch durch die Materialien beeinflusst werden, indem man sich entweder für horizontale Lamellen oder einem vollflächigen, glatten Stoff entscheidet.
Charlotte Reuter vom Hersteller Markilux stellt momentan eine gestiegene Nachfrage zu eckigen und kantigen Markisen und kubischem Design fest. Aus diesem Grund biete man die klassische „Pergola“-Markise – es war eines der ersten Modelle der Marke – jetzt auch als „Pergola Cubic“ mit eckiger Tuchkassette und eckigen Vordersäulen an. Die Pergola-Anlage eigne sich besonders gut für große Terrassen, denn die Säulensysteme sind sehr windstabil.
Sunsquare ist Erfinder des klassischen Dreieckssonnensegel mit vier Befestigungspunkten. Der Tullner Produzent passt jedes Beschattungssystem an die jeweiligen Anforderungen an und schafft so Maßanfertigungen. Chefdesigner Gerald Wutz setzt dabei auf Formschönheit und leichtgängige Mechanik sowie auf Segel aus Acryl – Hochleistungsprodukte, die durch ihre spezielle Imprägnierung gegen Wind und Wetter gewappnet sind. Ein wesentlicher, nicht zu unterschätzender Vorteil, ist die hohe Windresistenz im Vergleich zu starr verankerten Sonnenschutzsystemen, wie Manuela Handl von Sunsquare erklärt. Federelemente gleichen die Windlast aus, bei zu hohen Geschwindigkeiten veranlasst ein Windwächter das automatische Schließen des Segels.
Smart automatisch beschatten
Maximaler Komfort und größere Energieeffizienz lassen sich durch eine automatische Steuerung des Sonnenschutzes erzielen. Schon mehr als die Hälfte aller Außenbeschattungsanlagen werden in Österreich laut dem Bundesverband Sonnenschutztechnik motorisiert ausgeführt. Dabei kann Hitze und Licht individuell reguliert werden – scheint etwa die Sonne zu stark, fährt die Markise automatisch aus. Dass sich das auszahlt, zeigt eine Studie der TU Graz: Dank automatischer Beschattung konnte die Raumtemperatur in einem Smart-Home-Versuchshaus um bis zu neun Grad kühler gehalten werden – und zwar ganz ohne Klimaanlage, wie Studienleiterin Selina Vavrik-Kirchsteiger erklärt. „Bis zu 80 Prozent der eingestrahlten Sonnenenergie eines heißen Sommertages können durch eine automatische Beschattung geblockt werden.“ Und: eine automatische Beschattung habe nicht nur im Sommer positive Auswirkungen auf Raumklima und Energieeffizienz, so Vavrik-Kirchsteiger. Im Winter fungiere die Beschattungsanlage nämlich als zusätzliche Dämmschicht, in der Übergangszeit könne das Automatik-System eine Überwärmung tagsüber und eine Auskühlung nachts minimieren.
Im Schatten der Solarplatten
Eine weitere Option für außenliegenden Sonnenschutz sind Solarzellen, wie Dajana Scherr vom Hersteller Sonnenkraft erzählt. Spezielle Doppelglas-Module können etwa zum Überdachen von Terrassen eingesetzt werden. „So spart man sich teure zusätzliche Beschattungssysteme.“, so Scherr. Auch auf Fassaden können Solar-Module installiert werden. Dabei konstruiert man eine Außenwand, die aus mehreren Schalen besteht: Die äußere Schicht sorgt für den Witterungsschutz und die architektonische Gestaltung. Hier werden die Panele angebracht. Die innere Schale aus Dämmung, Dichtung und Tragwerk übernimmt die Wärmedämmfunktion. Der größte Vorteil einer Beschattung mittels Panelen liegt laut der Solar-Expertin auf der Hand: die Photovoltaikanlage erfüllt ihren Zweck (Beschattung, Kühlung). Und im Gegensatz zu anderen Varianten amortisiert sich die Investition meist bereits nach sechs bis sieben Jahren.
Trotz der zahlreichen Optionen hilft in manchen Fällen nur noch eine Klimaanlage. Doch die sind wahre Energiefresser: Um einen Raum ein Grad zu kühlen, braucht es dreimal mehr Energie als ihn um ein Grad aufzuheizen. Als klimafreundliche Maßnahme gegen die sommerliche Überwärmung bieten einige Bundesländer Förderungen für die Montage eines außenliegenden Sonnenschutzes. So fördert etwa die Stadt Wien die Nachrüstung mit 50 Prozent pro Wohneinheit oder maximal 1500 Euro.