Einrichten mit Teppichen – so gelingt’s

Teppiche schaffen Wohnatmosphäre und bereiten lange Freude – wenn man sie richtig auswählt und einsetzt. Ein kleiner Guide.

„Gib mir einen Teppich und einen Stuhl und ich kann wohnen“, zitiert Ali Rahimi vom Teppichhaus Rahimi und Rahimi ein persisches Sprichwort. Und wenn man sich die Ursprünge des Teppichs ansieht, ist der tatsächlich die Grundlage des Wohnens – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der Teppich war es, der in den Zelten der Beduinen nicht nur für eine weiche Unterlage sorgte, sondern auch für Behaglichkeit, Farbenspiel und Prestige. Bis heute hat der Teppich von seinem Stellenwert und seiner Anziehungskraft nichts eingebüßt. Mit seiner Hilfe gestaltet und perfektioniert man Lebensräume.

Schritt eins: Der Stil

Möchte man in den eigenen vier Wänden mit Teppichen gestalten, sollte man sich zunächst fragen, welcher Stil grundsätzlich gefällt. Dabei kann man sich sowohl von den aktuellen Trends inspirieren lassen, als auch ganz eigene Wege gehen. Was derzeit gefragt ist, weiß man bei Object Carpet, wo man vor allem auf Indiviualisierung setzt: „ Themen wie Wohngesundheit und Nachhaltigkeit werden immer wichtiger. Trends wie Achtsamkeit und Entschleunigung wirken sich auf die Innengestaltung aus und zeigen sich in der Qualität der verwendeten Materialien. Die Sensorik der Bodenbeläge und gesundheitliche Aspekte, wie zum Beispiel Allergiefreundlichkeit, treten verstärkt in den Vordergrund. Aktuelle Farbtrends zeigen, dass harmonische, warme und natürliche Farben in den Fokus rücken.“, heißt es vonseiten des Unternehmens.

Grundsätzlich habe man beim Teppich – natürlich abgesehen von Teppichboden oder -fliesen – drei Stilvarianten, erklärt Rahimi: klassisch, neoklassisch und modern. Klassische Teppiche verwenden oft seit Jahrhunderten gleiche Muster, Farben sind tendenziell schwer und dominant wie kräftige Blau oder Rottöne. Neoklassische Varianten nehmen klassische Muster auf, interpretieren sie aber farblich neu, oft in dezenteren, ruhigeren Farben, mitunter auch in einem hellen pink oder grün. Moderne Teppiche schließlich arbeiten oft mit reinem Farbenspiel, mit Verläufen und abstrakten Mustern. Unternehmen wie die Rug Company arbeiten dazu auch mit Modedesignern wie Alexander McQueen oder Vivian Westwood. Auch mit der Be- und Verarbeitung spielen Designer. Jan Kath, mit dem Rahimi eng zusammenarbeitet, verwendet beispielsweise eine eigene Brandtechnik, die darauf basiert, dass etwa Wolle und Seide unterschiedlich schnell brennen. Bei einem Mischteppich, bei dem die Wolle „ausgebrannt“ und die Seide erhalten wird, erzeugt er so einen ganz eigenen Used-Look. Auch der Vintage-Look, bei dem neue Teppiche mit oft klassischem Muster so bearbeitet werden, dass sie alt aussehen, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Je nach Verwendung und Einrichtung sollte man auch auf das Muster Acht geben – Teppiche mit einem zentralen Element, Medaillon genannt, sind natürlich verschenkt, wenn dann genau in der Mitte ein Couchtisch steht. Schließlich würde man auch ein Gemälde genau im Zentrum des Motivs einfach überdecken. Neoklassische und moderne Teppiche haben deshalb oft entweder gar kein Medaillon oder ein entsprechend großes, das nicht so einfach zu verdecken ist. „Oder auch ein hochwertiger, einfärbiger Teppich mit einem Rahmen – warum nicht?“, so Rahimi.

Zu jedem Wohnstil gibt es passende Teppiche.
Schritt zwei: Material und Farbe

„Zuerst sollte man den Bedarf ermitteln: Je nach Anwendungsbereich unterscheiden sich die Anforderungen, die ein Teppich erfüllen sollte.“, erklärt man bei Object Carpet und schildert eine ganze Reihe von Fragen, die man sich bei der Auswahl von Material und Farbe stellen sollte: „Ist der zu gestaltende Bereich ein privater oder ein öffentlicher Raum? Welche Bedürfnisse müssen erfüllt werden? Wie groß ist der Raum und gibt es bestimmte Zonierungen? Soll der ganze Raum mit Teppich ausgelegt werden oder nur bestimmte Bereiche? Welche Wirkung soll im Interieur erzielt werden? Hier gibt es bei der Farbgestaltung und der Auswahl des Materials erhebliche Spielräume.“ Möchte ich mit einem Teppich ein Statement setzen, kann ich getrost zu kräftigen Farben und ungewöhnlichen Mustern greifen, meint Rahimi und nennt etwa die extravaganten Stücke von Herrmann Nitsch als Beispiel. Sollen dagegen eher die Möbel zur Geltung kommen, greift man besser zu dezenteren Farben.

Beim Material spielen sowohl Strapazierfähigkeit als auch optische Vorlieben eine Rolle. „Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass gute Schurwolle am strapazierfähigsten ist. Auch reine Seide eignet sich gut für Bereiche, in denen der Teppich etwas aushalten muss. Sie hat den Vorteil, dass sie keine Motten bekommt und relativ leicht gereinigt werden kann.“, erklärt Rahimi. Bei Viskose rät er hingegen zur Vorsicht, hier gebe es große Unterschiede in der Qualität. „Kunstfaser hat den Nachteil, dass sie nur trocken gereinigt werden kann und Wasserflecken entstehen können.“ Wolle man sich keinen Seidenteppich leisten, rät Rahimi zu Lyocell, einer hochwertigen Viskose.  Wichtig ist natürlich auch Reinigung und Pflege, wenn man lange etwas vom jeweiligen Teppich haben will, gibt Rahimi zu bedenken: „Es ist wie beim Zahnarzt – wenn man zu spät geht, tut es weh.“ Regelmäßige Reinigung und die Behandlung von Abnutzungserscheinungen wie kleinen Rissen, sollte man also berücksichtigen. Auch sollte man sich beim Kauf gleich informieren, welche Services der Verkäufer anbietet. Bei Maßanfertigungen von Rahimi und Rahimi werde beispielsweise immer ein Teil des verwendeten Stoffes beiseitegelegt, um Ausbesserungsarbeiten machen zu können – bei hartnäckige Rotwein- oder Brandflecken könne man den Bereich einfach neu knüpfen.

Teppich als Statement: Kräftige Farben setzen Akzente, dezente Ausführungen rücken das Mobiliar in den Vordergrund.
Schritt drei: Den Raum strukturieren

„Teppiche können unsichtbare Mauern bauen“, erklärt Rahimi. Gerade in einer Zeit, in der Grundrisse offener werden, vor allem Wohn- und Essbereich zu einer Einheit verschmelzen, kann man mit Teppichen wunderbar Räume strukturieren. „Je nach Zone stehen andere Bedürfnisse im Vordergrund.“, ist man bei Object Carpet überzeugt, „Hochfrequentierte Abschnitte sollten besonders robust sein, während in Freizeitbereichen ein wohnliches Flair zum Wohlfühlen gewünscht ist. Abgepasste Teppiche eignen sich ideal für den Wohnbereich. Hier können sinnliche Texturen ein behagliches Ambiente schaffen. In großen Räumen, in denen die Kommunikation im Vordergrund steht, bieten sich Teppichböden im kompletten Raum mit hoher Trittschaldämmung an, um eine optimale Akustik zu schaffen. Das bestehende Interieur sollte natürlich bei der Raumgestaltung durch Bodenbelag stets berücksichtigt werden.“ Material, Muster, Farbe und Form können eingesetzt werden, um gezielt Bereiche optisch zu verknüpfen oder zu trennen. So könne man beispielsweise ein bestimmtes Muster als grundsätzliches Thema annehmen und dann in verschiedenen Farben interpretieren, meint Rahimi. Vielleicht ein wenig dunkler, kräftiger im Wohnbereich und heller, dezenter im Essbereich? Auch die Farbe könne verbindendes Element sein, Bereiche werden dann über Stil und Muster definiert. In der Formgebung könne man zischen weichen runden oder ovalen Formen und geometrischen, eckigen variieren. Der Teppich sollte auch in der Größe zum Möbelarrangement passen. Unter einem Esstisch gelegen, sollte es möglich sein, dass die einzelnen Stühle bequem herausgezogen werden können, ohne, dass die Stuhlbeine vom Teppich rutschen – denn dann muss man den Stuhl immer wieder anheben und läuft Gefahr den Teppich immer wieder zu knicken. Im Wohnzimmer, so der Platz vorhanden ist, kann man die komplette Sitzlandschaft inklusive Couchtisch auf dem Teppich ansiedeln. Dann sollte aber genug Platz um den Teppich herum sein, sonst wirkt das ganze Arrangement „eingepfercht“. Geht sich das nicht aus, sollte man auf die Beine der Sitzgarnitur achten –  schlankere Beine wirken oft am besten, wenn der vordere Teil der Couch oder Sessel auf dem Teppich platziert werden, geht die Garnitur bis zum Boden wirkt es oft schöner, wenn sie gar nicht auf dem Teppich steht. Im Schlafzimmer erlaubt es ein Teppich unter dem Bett, eine richtige „Schlafinsel“ zu bauen. Am besten sieht es aus, wenn Nachtkästchen entweder ganz oder gar nicht auf dem Teppich stehen.

Um die richtige Lösung zu finden, setzen beide Unternehmen auf einen intensiven Beratungsprozess und auch maßgefertigte Lösungen. Dazu wird sowohl im Showroom, als auch vor Ort beim Kunden beraten, mithilfe von Farb- und Materialmustern wird ein Gefühl dafür erzeugt, was passen könnte. Ein Teppich ist ein sehr persönliches Gestaltungselement, das für Wohlfühlatmosphäre und Behaglichkeit sorgt, ein Zuhause schafft. Vielleicht sollte man das persische Sprichwort ein bisschen anpassen: „Gib mir den richtigen Teppich und ich kann wohnen.“